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BW-BURUNDI PARTNERSCHAFT

Im Gespräch mit Shabani Ramadhani

Der burundische Festivalleiter Shabani Ramadhani war im November zu Besuch in Stuttgart.

Im Gespräch mit dem burundischen Musiker und Festivalleiter Shabani Ramadhani haben wir mehr über die Marahaba Music Expo und den Stellenwert der Kultur für Zusammenarbeit erfahren.

SEZ: AMAHORO Shabani, kannst du dich kurz vorstellen?

Shabani Rhamadani: Ich bin Shabani Ramadhani, ein leidenschaftlicher Künstler und Aktivist, der sich für Gesundheitsrechte einsetzt. Mein Ziel ist es, die Jugend nach dem Krieg zu ermutigen. Ich habe an verschiedenen musikalischen Projekten und Festivals in verschiedenen Ländern teilgenommen und bin dort aufgetreten. Aufgrund meiner musikalischen Fähigkeiten war ich auch Musiklehrer am Marahaba Art Center (MAC). Darüber hinaus bin ich Gründer der Marahaba Music Expo.

SEZ: Was ist die Marahaba Music Expo und was war deine Motivation, Marahaba zu gründen? Was bedeutet Marahaba?

Shabani Rhamadani: Marahaba ist Swahili und bedeutet „gut gemacht“ oder „Hurra“. Die Marahaba Music Expo ist eine gemeinnützige Organisation mit Sitz in Bujumbura, Burundi. Sie setzt sich dafür ein, die Öffentlichkeit aufzuklären, Innovationen auszutauschen und die Zusammenarbeit durch Musik und Kunst zu fördern. Sie wurde 2018 gegründet, um der Jugend Hoffnung zu geben. Die Vision der Organisation ist ein friedliches und lebendiges Burundi. Ihre Mission ist es, Innovation und Kreativität für ein glückliches Land zu schaffen. Unsere Organisation arbeitet in diesen Bereichen:

  • das Musikfestival: Dieses internationale Musikforum findet alle zwei Jahre statt. Es soll den Dialog zwischen Künstler*innen aus Afrika und anderen Teilen der Welt fördern. Die Expo umfasst Workshop-Programme, Diskussionen, Vorträge und Bühnenauftritte. Seit ihrer Gründung fanden fünf Festivals statt, die eine künstlerische Revolution in der Musik- und Kreativbranche in Burundi bewirkt haben. Mehr als 5000 lokale Künstler*innen haben von der Gründung dieser angesehenen Organisation profitiert.
  • Bildung: Unsere Organisation betreibt das Marahaba Arts Center, in dem junge Frauen und Männer in Bujumbura mehr über Kunst, Kreativität und Musik lernen können. Unser Ziel ist es, die Zahl der jungen Menschen auf der Straße zu reduzieren, indem wir ihnen eine gute Ausbildung und ein gutes Gespür für Unternehmertum vermitteln. Dafür werden im Marahaba-Zentrum verschiedene Programme durchgeführt, die die Fähigkeiten junger Frauen und Männer stärken und ihnen beibringen, wie sie durch Kunst und Musik zu Unternehmer*innen werden können.
  • Entrepreneurship für Künstlerinnen: Unsere Organisation hat Künstlerinnen unterstützt, indem sie die Möglichkeit erhalten haben, an künstlerischen und sozialen Aktivitäten teilzunehmen. Da sich die Künstlerinnen für die Gleichstellung der Geschlechter einsetzen, inspirieren sie andere Frauen.

SEZ: Du warst Mitte November in Deutschland: Was war der Anlass und wie war deine Erfahrung?

Shabani Rhamadani: Ich bin für die Filmpremiere des Kurz-Dokumentarfilms „Facing new realities – Wie der Klimawandel sich im Herzen Afrikas auswirkt“, die am 9. November in Stuttgart stattgefunden hat, angereist. Es war für mich eine sehr gute Erfahrung, da ich zum ersten Mal in dieser Stadt war. Bei meinem Besuch hatte ich die Gelegenheit, verschiedene Akteur*innen des kulturellen Sektors Stuttgarts zu treffen.

SEZ: Wie kann Kultur und Musik dazu beitragen, Menschen zusammenzubringen, insbesondere Menschen aus Baden-Württemberg und Burundi?

Shabani Rhamadani: Kultur und Musik sind ein guter Weg, um Menschen zusammenzubringen und die Zusammenarbeit zwischen Baden-Württemberg und Burundi zu verbessern. Denn Musik und Kultur bringen Frieden für alle. Sie können auch dabei unterstützen verschiedene Botschaften zu vermitteln, wie z.B. den Klimaschutz oder die Stärkung des Engagements von jungen Menschen.

SEZ: Wie kann man deine Arbeit verfolgen und unterstützen?

Shabani Rhamadani: Jede Person, Institution oder Organisation ist herzlich eingeladen, mit uns in Kontakt zu treten und zusammenzuarbeiten. Alle, die daran interessiert sind, unsere Arbeit zu unterstützen, können uns über folgende Kanäle erreichen: www.marahabafestival.com, info@marahabafestival.com oder über meine Telefonnummer +25768475873.

SEZ: Was sind deine Wünsche für die Zukunft?

Shabani Rhamadani: Unser Wunsch ist es, die Zusammenarbeit zwischen der Stadt Stuttgart und Burundi fortzusetzen. Durch Kultur und Musik können wir viel erreichen. Auch ist es wertvoll, wenn Erfahrungen durch Austausch und Zusammenarbeit der Künstler*innen und Festivals aus beiden Regionen geteilt werden.

MUNA HASSABALLAH

Partnerschaftsarbeit im Rahmen der Partnerschaft zwischen BW & Burundi

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BW-BURUNDI PARTNERSCHAFT

Engagement gegen Gewalt an Frauen*

Agathonique Rurakukuza, AFJO, erzählte uns von den Bemühungen sexuelle Belästigung in den Medien zu beseitigen.

TW: sexualisierte Gewalt

Am 25. November wird jedes Jahr der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen* begangen. Das Ziel: Die Beseitigung von geschlechtsspezifischer Gewalt. Anlässlich diesen wichtigen Tages ging die SEZ mit der Association des Femmes Journalistes du Burundi (AFJO) (dt. Vereinigung burundischer Journalistinnen) ins Gespräch.

Inmitten der Medienlandschaft Burundis setzt sich die AFJO aktiv gegen sexuelle Belästigungen, von der viele Journalistinnen in Burundi nach wie vor betroffen sind. Die Ergebnisse einer von der AFJO im November 2022 durchgeführten Umfrage unter 120 Journalist*innen sind schockierend: 84,1% der Befragten wurden als Betroffene sexueller Belästigung identifiziert. Die Realität zeigt, dass sexuelle Belästigungen keine Grenzen kennt und in verschiedenen Lebensbereichen auftreten – sei es im beruflichen Umfeld der Medien, in öffentlichen Verkehrsmitteln, in sozialen Netzwerken oder sogar innerhalb der Familie. Die Umfrage ergab auch, dass bei 42,9% der Betroffenen Männer die Täter waren, während 14,3% angaben, von Frauen belästigt worden zu sein.

Die Bewältigung dieses Problems steht vor zahlreichen Herausforderungen. Im Gespräch erzählte uns Agathonique Rurakukuza, Projektbeauftragte für Medien, Frieden und Gender bei der AFJO, dass sexuelle Belästigung in Burundi ein Tabuthema ist. Die Betroffenen wagen es nicht, öffentlich zu sprechen und die Täter anzuzeigen. Denn Folgen für das öffentliche Denunzieren können der Verlust des Arbeitsplatzes und Stigmatisierungen sein. Auch führen die Unterdrückung der Betroffenen durch den Täter und die Tabuisierung von sexuellen Themen in der burundischen Gesellschaft zum Schweigen. Die Folgen für die Betroffenen sind sowohl psychosozialer als auch finanzieller Natur und reichen von Depressionen bis zur Aufgabe des Berufs. Als Resultat fühlen sich Betroffene unwohl in ihrer Arbeit und vernachlässigen das Erlernen von Selbstverteidigungsmechanismen.

Maßnahmen zur Verhinderung sexueller Belästigung

Laut Rurakukuza hat die AFJO jedoch nicht nur die alarmierenden Ergebnisse dokumentiert, sondern auch konkrete Maßnahmen ergriffen, um sexuelle Belästigung wirksam zu bekämpfen.
Dazu gehören Sensibilisierungskampagnen sowohl für die Öffentlichkeit als auch im Besonderen für die Journalist*innen, um Bewusstsein für sexuelle Belästigung und ihre Auswirkungen auf die Arbeitnehmer*innen und die Arbeit zu schaffen. Die Bekanntmachung des Gesetzes zur Prävention und zum Schutz der Betroffenen sowie die Bestrafung von geschlechtsspezifischer Gewalt ist ein weiterer Schritt. Zuletzt wurde auch ein Verhaltenskodex gegen Belästigung in den verschiedenen Medien eingeführt, der zu den gesetzlichen Strafen auch strenge Sanktionen vorsieht.

Die AFJO begrüßt, dass das burundische Pressegesetz in Artikel 46 das Recht von Journalist*innen auf Sicherheit garantiert. Sie würdigt auch die Tatsache, dass das burundische Ministerium für Kommunikation und Medien die Charta für gendersensible Medien verabschiedet hat. Diese Charta enthält eine Liste von Aktivitäten, darunter auch die Bekämpfung von sexueller Belästigung, die von Medienverantwortlichen durchgeführt werden müssen, um zur Umsetzung der nationalen Kommunikationspolitik beizutragen. Diese enthält ein eigenes Kapitel über die Gleichstellung von Männern und Frauen in den Medien.

Der AFJO appelliert an alle Partner*innen, ihre Anstrengungen zu bündeln, um dieses weit verbreitete Phänomen der sexuellen Belästigung zu beseitigen.

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PARTNER­SCHAFTS­ZENTRUM

Prof. Dr. Auma über Kolonialismuskritik

Das 9. digitale Vernetzungstreffen der Partnerschaftsgruppen fand am 17.11.2023 mit Prof. Dr. Maisha-Maureen Auma als Impulsgeberin statt.

In ihrem eindrucksvollen Vortrag betonte Prof. Dr. Auma, dass der Globale Süden weiterhin marginalisiert wird. Eine Folge: Akteur*innen aus diesen Regionen treten oft in Partnerschaften ein, die vom Globalen Norden maßgeblich bestimmt werden. Das verstärkt die ungleiche Machtverteilung und erhält sie weiterhin fort. Prof. Auma betonte darüber hinaus, dass Kolonialität unter anderem daraus besteht, dass weltweit Wissen, Fortschritt und Deutung der sozialen Wirklichkeit aus einer weißzentrischen Perspektive betrachtet werden. Dadurch werden Perspektiven und das Wissen von Menschen aus dem Globalen Süden unterrepräsentiert und sogar ausgelöscht. Im Laufe des Vortrages wurde deutlich, dass westzentrische und weißzentrische Strukturen aufgebrochen werden müssen. Laut Prof. Dr. Auma heißt Partnerschaft nicht, dass nur diejenigen, die von Kolonialismus betroffen sind die Arbeit machen, sondern auch weiße Menschen müssen anfangen, sich mit den unbequemen Themen auseinanderzusetzen. Ein wichtiger Schritt, um gemeinsame Diskussionen über unausweichliche und schwierige Themen zu ermöglichen, ist die Förderung einer multiperspektivischen Sichtweise. Es ist entscheidend, Orte der Reproduktion wie u.a. Museen, Mainstreammedien und Schulen zu identifizieren und neue Räume für die Reflexion über Machtverhältnisse zu schaffen. Dies eröffnet die Möglichkeit, Partnerschaften so zu gestalten, dass das Wissen und die Erfahrungen historisch marginalisierter und kolonisierter Menschen aus dem Globalen Süden aktiv einbezogen werden. Dieser Ansatz öffnet Türen für inklusivere Formen der Zusammenarbeit und ermöglicht die Schaffung einer ausgewogeneren, vielfältigeren und gerechteren globalen Partnerschaftslandschaft.

Schauen Sie sich hier den Vortrag an:

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Prof. Dr. Maisha Maureen Auma ist Erziehungswissenschaftlerin und Geschlechterforscherin. Aktuell ist sie Gastprofessorin für Intersektionale Diversitäts-studien am Zentrum für Interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschung der Technischen Universität Berlin. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Diversität in Bildungsmaterialien in Ost- und Westdeutschland, sexualpädagogisches Empowerment für Schwarze Menschen und People-of-Color in Deutschland, Kritische Weißseinsforschung, Anti-Blackness, Kindheitsforschung, Intersektionalität im Kontext von Critical Race Theory und Rassismuskritik. Sie ist seit 1993 aktiv bei der Schwarzen feministischen Selbstorganisation Generation ADEFRA, Schwarze Frauen* in Deutschland.

DR. KIDIST HAILU

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