Was halten Sie von der Idee, eine sogenannte „Trau-dich-Kasse“ im Supermarkt einzurichten, an der Sie den ökologischen Fußabdruck Ihrer Einkäufe unter die Lupe nehmen könnten? Oder davon, eine Matching-Plattform aufzubauen, auf welcher Sie die Anliegen Ihrer Städtepartnerschaft einbringen könnten, um die passende Partnerstadt im globalen Süden zu finden? Sie halten beide Ideen für spannend? Dann müssten sie nur umgesetzt werden und schon könnte ein weiterer Beitrag für die global nachhaltige Kommune geleistet werden.
Genau das dachten sich auch die knapp 70 Teilnehmenden des Stuttgarter Forums für Entwicklung am Freitag, 9. Oktober, die ihre Ideen im Rahmen von Design-Thinking-Workshops binnen weniger Stunden erarbeitet hatten.
Insgesamt haben die Teilnehmenden zehn Möglichkeiten entwickelt, um in und mit der Kommune eine global nachhaltige Entwicklung voranzutreiben, und zwar für die Bereiche Digitalisierung, Beschaffung, Wirtschaft und Kultur. Um eine möglichst kreative Herangehensweise zu gewährleisten, wurde dabei die Design-Thinking-Methode herangezogen. Diese sorgte nicht nur dafür, dass sämtliche Wände mit bunten Post-Its beklebt waren, sondern auch dafür, dass die Teilnehmenden um die Ecke denken und sich auf spielerische Art und Weise an die Problemlösung heranbegeben mussten.
Eine methodische Herangehensweise mit handfesten Ergebnissen, die auch bei Staatsministerin Theresa Schopper, die ebenso Stiftungsratsvorsitzende der SEZ ist, ein offenes Ohr fanden. „Ich finde Ihre Ideen wichtig und richtig. Ich werde sie mitnehmen und in unsere Häuser mit einspeisen.“ Denn, so die Ministerin, angesichts der weltweiten Krisen und der Tatsache, dass für die Umsetzung der Agenda 2030 nur noch zehn Jahre bleiben, müssten wir einen Gang raufschalten. Es sei wichtig, dass die vielbeschworene Solidarität mit dem globalen Süden auch mit Taten unterfüttert werde, und zwar sowohl auf Bundes- als auch auf Landesebene und im kommunalen Bereich. „Wir haben mit der Ideenwerkstatt heute beim Stuttgarter Forum einen richtig wichtigen Punkt gesetzt.“ Sie betonte die „verlässlichen Strukturen und Ansprechpartner“ auf der kommunalen Ebene und verwies darauf, dass das Land die Entwicklungspolitik der Kommunen stärken und bestehende Vernetzungen weiter ausbauen und noch deutlicher mit der Bundesebene verweben wolle.
Auch Philipp Keil, der Geschäftsführende Vorstand der SEZ, stellte die Bedeutung der Kommunen für die Entwicklung heraus. „Entwicklung beginnt vor Ort und da ganz zentral in den Kommunen“, sagte er bei der Eröffnung des 7. Stuttgarter Forums für Entwicklung. Er betonte in seiner Rede die Notwendigkeit lokaler Antworten auf die globale Verantwortung, die wir alle haben. Entwicklungspolitik, betonte Keil, müsse für jede Bürgerin und jeden Bürger etwas Selbstverständliches sein. Jede und jeder muss mit dem eigenen Handeln globale Verantwortung übernehmen.
Die Covid-19-Pandemie zwinge uns zum Umdenken und dazu, auch Antworten auf die Frage zu finden, wo wir uns hin entwickeln wollen. „Mit dem diesjährigen Stuttgarter Forum für Entwicklung wollen wir Impulse geben und neue Wege finden, wie Entwicklungspolitik in den Kommunen künftig verstanden werden kann. Denn kommunale Entwicklungspolitik bedeutet, die Kommunen enkeltauglich zu machen,“ sagte Keil.
Für den nötigen Input, um die Kreativität in der Design-Thinking-Phase herauszufordern, sorgte Prof.h.c.Dr. Chirine Etezadzadeh, Gründerin des SmartCity Instituts. Sie setzte sich in ihrem Vortrag intensiv mit den Kommunen der Zukunft auseinander und stellte fest, dass weltweit „eine Aufbruchstimmung herrsche, die wir nutzen müssen“. Wir hätten die Chance, unsere Wirtschaftsweise neu auszurichten und die Produktion in die Regionen und Kommunen zurückzuführen. Dies würde auch zu mehr Resilienz der Kommunen beitragen. „Wir brauchen resiliente Städte, wir brauchen eine Kultur der Resilienz, die auf gesellschaftlichem Zusammenhalt basiert“, so Etezadzadeh. Bedingung dafür sei Nachhaltigkeit: „Es gibt keine Nachhaltigkeit ohne Resilienz und keine Resilienz ohne Nachhaltigkeit.“
Stichworte, die bei den Teilnehmenden Gehör fanden und sie dazu bewegten, kreative Lösungen für Problemstellungen zu erarbeiten, die ihnen gezeigt haben, dass es sich lohnt, weiterzukämpfen und die Kommune mit zu entwickeln – trotz und gerade auf Grund dieser Pandemie.
Das 7. Stuttgarter Forum für Entwicklung ist eine Kooperationsveranstaltung der Stiftung Entwicklungs-Zusammenarbeit Baden-Württemberg (SEZ) mit der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt von Engagement Global mit Mitteln des Bundesministeriums für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, dem Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg, dem Städtetag Baden-Württemberg und der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit.
Hintergrund zur SEZ
Die Stiftung Entwicklungs-Zusammenarbeit Baden-Württemberg (SEZ) will die baden-württembergische Bevölkerung für global verantwortliches Handeln sensibilisieren und aufzeigen, wie jede und jeder etwas für eine gerechtere Welt tun kann. Die Stiftung fördert und vernetzt private, kommunale und regionale Initiativen zur Verbesserung und Vertiefung der Entwicklungszusammenarbeit mit Ländern des globalen Südens.
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