Kategorien
BW-BURUNDI PARTNERSCHAFT INTERVIEW

Im Gespräch mit Prof. Dr. Aloys Misago

Prof. Dr. Aloys Misago und Philipp Keil bei der BW-Burundi Konferenz 2022 in Stuttgart (© SEZ/ Amani Papy).

Unser langjähriger Partner Prof. Dr. Aloys Misago aus Burundi war im November zu Besuch in Baden-Württemberg und bei der SEZ. Im Interview lernen Sie Ihn und seine wichtige Arbeit im Deutschzentrum kennen.

Hallo Herr Prof. Dr. Misago, können Sie sich kurz vorstellen und uns über Ihre Arbeit und das Deutschzentrum in Burundi berichten?

Ich bin Vorstandsvorsitzender des Deutschzentrums in Bujumbura. Das Zentrum wurde 2022 gegründet, aber Deutschkurse gibt es bereits seit 2014.

Im Jahr 2014 kam eine Delegation aus Baden-Württemberg zu Besuch. Damals war ich Dekan des Wirtschaftswissenschaftlichen Institut. Die Delegation hat während der Reise die Umstände gesehen, unter denen wir arbeiten mussten: zu dem Zeitpunkt gab es zwei Lehrkräfte mit einem PHD, die mehr als 2.000 Studierende zu betreuen hatten. Die Delegation hat sich danach dazu entschieden, fünf Studierenden pro Jahr das Angebot zu machen, einen PHD in Deutschland abzuschließen. Das Problem: 2014 konnte ich keine fünf Leute finden, die über ausreichende Deutsch-Kenntnisse verfügten. So schickte ich nur zwei Lehrkräfte nach Deutschland. Diese zwei Lehrkräfte waren meine ersten beiden Deutsch-Studierenden

2015 folgten dann Unruhen in Burundi und die Partnerschaft ist etwas eingeschlafen. Aber 2017 wurde die Partnerschaft wiederbelebt und wir konnten mit 79 neuen Deutschlernenden beginnen. Damals ist die SEZ eingesprungen und finanzierte den ersten Deutschkurs nach 2015. Seitdem wächst die Zahl der Lernenden rasant, so dass wir heute 2540 eingeschriebene Studierende für die Deutschkurse haben. 2014 haben wir „klein“ angefangen – heute haben wir mehrere Campusse, an denen Deutsch gelehrt wird:

  • vier in Bujumbura,
  • drei in Gitega,
  • eine in Ngozi,
  • eine in Rumonge und
  • drei Stellen in Nyanza Lac.

Das Interesse an der deutschen Sprache in Burundi ist so stark gestiegen, dass wir die Teilnehmendenzahl begrenzen müssen. Denn wir haben zwei Probleme:

Das erste Problem ist die geringe Anzahl an Lehrkräften. Die ersten die Deutsch unterrichtet haben, sind diejenigen, die in Deutschland studiert haben und deshalb die Sprache gelernt haben. Als die Zahl der Interessenten stieg, mussten wir die ehemaligen Studierenden mit B1 und B2 motivieren, dass sie auch zu Deutschlehrkräften werden. Heute können wir diesen Bedarf decken.

Das zweite Problem sind die Räumlichkeiten. Von Anfang an haben wir die Räume der Universität genutzt. Auch heute nutzen wir diese Räume oder Räume an Schulen. Das geht aber nur mit Abendkursen. Für das Niveau B2 braucht man mit der Abendschule vier Jahre. Für Interessenten, die es eilig haben, ist das zu langsam. Sie haben zum Beispiel ein Stipendium oder möchten zu ihrer Familie in Deutschland. Diese Menschen können keine vier Jahre lernen. Deshalb bieten wir auch Intensivkurse an, in denen die Studierenden und Schüler*innen von 7:30 bis 12:30 Uhr lernen. Zu diesen Zeiten benötigen aber auch die Institutionen ihre Räume. Also stellt sich für uns gerade die Frage: Wie können wir neue Räume finden, damit wir mit den Intensivkursen weitermachen können?

Danke für diesen Einblick – die Entwicklung von 79 Lernenden zu über 2.500 ist sehr beeindruckend. Aber ja damit gehen natürlich auch andere Anforderungen in Bezug auf die Räumlichkeiten einher.

Es gibt das burundische Sprichwort „Inzira ntibara inkuru – Auf einer Reise begegnet man einer Vielzahl von Geschichten“. Du bist ja schon lange Jahre mit deinen Deutschkursen und auch so Teil der AMAHORO! Landespartnerschaft. Fällt dir eine Geschichte, eine Anekdote aus der Partnerschaft ein, die du erlebt hast und gerne mit uns teilen möchtest?

Das ist eine schwierige Frage, ich habe schon so viel Unterschiedliches in der Partnerschaft erlebt. Könntest du mir eine Richtung geben?

Wie wäre es mit einem Highlight? Oder einer Begegnung, wo du jemand besonderes getroffen hast?

Was mich sehr beeindruckt in der Partnerschaft ist, dass die Partnerschaft nicht nur Zahlen, nicht nur Gebäude sind, sondern eine persönliche Begegnung. Aus der Partnerschaft heraus habe ich sehr viele Freund*innen gefunden, sodass ich, wenn ich nach Deutschland reise, mich wie zuhause fühle. Und ich habe auch erlebt, dass viele Partner*innen sich so wohl miteinander fühlen, dass man sich gegenseitig nach Hause einlädt. Das begeistert mich am meisten an der Partnerschaft.

Meinst du das liegt auch an den Deutschkursen vor Ort? Dass dadurch neue Begegnungen entstehen und Menschen sich austauschen können? Dass dadurch neue Freundschaften und Familien entstehen, weil man sich unterhalten kann?

Ja natürlich. Es gibt viele Deutschlernende, die im Austausch zu Freund*innen werden. Selbst im erweiterten Netzwerk, also Menschen, die schon länger nicht mehr aktiv Deutschkurse besuchen, kommen zu Netzwerktreffen. Es gibt leider wenig Besucher*innen aus Deutschland, die nach Burundi kommen, um die Deutschlernenden kennenzulernen. Aber ich denke in der Zukunft werden auch mehr Interessierte aus Deutschland kommen und dadurch können natürlich neue Freundschaften entstehen.

Vielleicht wird es in der Zukunft dann mehr Austausch in beide Richtung geben …

Ja in Burundi lernen wir Deutsch. Ich träume davon, dass eines Tages deutsche Schüler*innen auch Kirundi lernen werden.

Ja sehr gerne, dann müssen wir hier auch ein Kirundi-Zentrum aufbauen und vielleicht haben wir dann auch eines Tages über 2000 Schüler*innen, die Kirundi lernen.

Ja es würde schon reichen, wenn Schulen oder Unis freiwillige Kirundi-Kurse anbieten würden.

Genau, dann könnte man im Austausch mit beiden Sprachen sprechen – Deutsch und Kirundi. Das ist eine schöne Idee.

Unsere letzte Frage geht in eine ähnliche Richtung, hast du einen Wunsch für die Partnerschaft?

Ja, ich wünsche mir noch mehr Hin und Her in der Partnerschaft. Oft ist es noch eine Einbahnstraße. Für die Zukunft wünsche ich mir, dass auch im Bereich Kultur oder Wirtschaft mehr hin und her passiert. Dass zum Beispiel die Partnerschaft sich für mehr Unternehmen einsetzt, die in Burundi ansässig werden.

Für mehr Austausch, mehr Hin und Her setzen wir uns gerne weiterhin ein. Danke für dein Engagement und das Interview!

Kategorien
BW-BURUNDI PARTNERSCHAFT INTERVIEW

Im Gespräch mit Prof. Émile Mworoha

Prof. Dr. Émile Mworoha hatte gemeinsam mit Erich Schneider die Vision einer Partnerschaft (Screenshot: SEZ)

Erfahren Sie im Gespräch mehr zu den Anfängen der AMAHORO! Partnerschaft zwischen Baden-Württemberg und Burundi.

Prof. Émile Mworoha wurde in Kayanza geboren. Er war Lehrer und schloss an der Universität einen Master in Geschichte ab. Sein Fokus in der Doktorarbeit lag auf der Geschichte der Region der Großen Seen, die den Titel „Institutionen, Riten und staatliche Strukturen im Afrika der Großen Seen“ trug. Eine seiner bedeutenden Publikationen war „Peuples et rois de l’Afrique des lacs: Le Burundi et les royaumes voisins au XIXe siècle“. In den 1980er Jahren war Mworoha Präsident der Nationalversammlung von Burundi. In dieser Zeit reiste er nach Baden-Württemberg und initiierte gemeinsam mit Erich Schneider, Landtagspräsident a. D., die AMAHORO! Landespartnerschaft.

Prof. Mworoha, Sie sind einer der Gründerväter der Partnerschaft zwischen Baden-Württemberg und Burundi. Während Ihrer Reise nach Baden-Württemberg trafen Sie den damaligen Präsidenten des Landtages, Erich Schneider. Wie kam es zu dieser Reise und können Sie die Anfänge dieser Partnerschaft beschreiben?
Im Jahr 1984, während meines Besuchs in Baden-Württemberg, kam mir eine wunderbare Idee, die ich gemeinsam mit meinem Freund Erich Schneider entwickelte: eine Partnerschaft zwischen der Provinz Kayanza in Burundi und dem Land Baden-Württemberg ins Leben zu rufen und zu fördern. Diese Vision nahm schnell Gestalt an. Wir haben also die Partnerschaft begonnen.

Sie begann damit das Kunsthandwerk in Kayanza zu fördern, das sich durch die Unterstützung Baden-Württembergs zu einem Kunsthandwerkszentrum entwickelte. Auch im Gesundheitswesen konnten wir wichtige Fortschritte erzielen. So wurde das Krankenhaus in Kayanza mit Ausrüstung ausgestattet, was die medizinische Versorgung der Menschen verbesserte. Diese Partnerschaft ist für mich ein Beispiel dafür, wie Zusammenarbeit über Grenzen hinweg greifbare Ergebnisse erzielen kann.

Was ist Ihr Wunsch für die Zukunft der Partnerschaft?
Ich wünsche mir sehr, dass das Jubiläum ein Anlass ist, die Partnerschaft noch weiter zu vertiefen. Eine Herzensangelegenheit ist für mich die Zusammenarbeit mit Baden-Württemberg im handwerklichen Bereich in Kayanza. Ich wünsche mir, dass diese wieder aufgenommen wird.

Es ist mein Wunsch, dass auch die burundische Diaspora in Deutschland eine aktive und solidarische Rolle dabei spielt, die Partnerschaft zu intensivieren. Gemeinsam können wir sicherstellen, dass diese Verbindung nicht nur bestehen bleibt, sondern für die kommenden 40 oder 50 Jahre noch stärker wird.

Ihre Ansprechpartnerin

ANNA LEICHT

ÖA & Eventmanagement in AMAHORO! Landespartnerschaft zwischen BW & Burundi

Kategorien
ENGAGIERTE IN BADEN-WÜRTTEMBERG INTERVIEW PARTNER­SCHAFTS­GRUPPEN PARTNER­SCHAFTS­ZENTRUM SEZ

Im Gespräch mit Dr. Kidist Hailu

Neu veröffentlicht: der komplett überarbeitete Fragenkatalog “Nord-Süd-Partnerschaften reflektieren”. Dr. Kidist Hailu war aktiv am Prozess beteiligt (© SEZ).

Erfahren Sie im Gespräch mit Dr. Kidist Hailu, Fachpromotorin für lokale Partnerschaftsinitiativen, mehr über den Fragenkatalog „Nord-Süd-Partnerschaften reflektieren“.

Bereits im Jahr 2020 wurde der Kriterienkatalog „Partnerschaften reflektieren“ veröffentlicht. Unter dem Motto „Wer Fragen stellt, verändert die Welt“ wurde damals die erste Ausgabe eingeleitet. Im Juni wurde nun ein zweiter Fragenkatalog von Fachpromotor*innen aus dem Bereich internationale Kooperationen und der Arbeitsgemeinschaft der Eine Welt-Landesnetzwerke in Deutschland e. V. veröffentlicht. Im Gespräch mit Dr. Kidist Hailu erhalten Sie Informationen über „Nord-Süd-Partnerschaften reflektieren – Ein Fragenkatalog“ und erfahren, welche Empfehlungen die Broschüre und die Fachpromotorin den Partnerschaftsgruppen mit auf den Weg geben.

Können Sie uns kurz beschreiben, was genau Ihre Tätigkeit ist?

Ich bin seit 2021 Teil der SEZ und koordiniere als Fachpromotorin für lokale Partnerschaftsinitiativen Workshops und Seminare zu Themen, die für Partnerschaften relevant sind, zum Beispiel zu transkultureller Kommunikation, Kinderschutz, diskriminierungssensibler Sprache sowie Dekolonisierung der Partnerschaftsarbeit. Außerdem koordiniere ich eine Plattform für Austauschmöglichkeiten zwischen Engagierten und biete Beratungen für die Partnerschaftsgruppen in Baden-Württemberg an.

Vor kurzem wurde „Nord-Süd-Partnerschaften reflektieren – ein Fragenkatalog“ überarbeitet und Sie waren aktiv an diesem Prozess beteiligt. Könnten Sie uns erklären, was genau dieser Fragenkatalog beinhaltet?

Der Fragenkatalog, sowohl die ursprüngliche als auch die aktuelle Version, richtet sich an Partnerschaftsgruppen, insbesondere an diejenigen, die sich in den Nord-Süd-Partnerschaften engagieren. Die Veröffentlichung bietet wertvolle Anregungen, um Partnerschaften auf verschiedenen Ebenen zu betrachten und kritisch zu durchdenken. Der Fragenkatalog enthält inspirierende Impulse und Handlungsanregungen, die dazu beitragen können, die eigene Arbeit sowie die Zusammenarbeit mit den Partner*innen zu reflektieren und bei Bedarf zu verändern.

Wir, die Fachpromotor*innen im Bereich internationale Kooperationen und Partnerschaften, haben bundesweit zusammengearbeitet, um Partnerschaftsgruppen bei ihrem Engagement zu unterstützen und frische Impulse für Nord-Süd-Partnerschaften zu setzen. Wir wünschen uns, dass der Fragenkatalog als nützliches Werkzeug verwendet wird, um die Zusammenarbeit nicht nur besser zu verstehen, sondern auch aktiv zu verbessern.

Weshalb wurde der erste Fragenkatalog überarbeitet?

Die Überarbeitung war notwendig, weil sich die Debatten und Perspektiven über Nord-Süd-Partnerschaften im Laufe der Zeit verändert haben. Zudem sind neue Fragen aufgetaucht, die sowohl die aktuelle Situation als auch die historische Entwicklung kritisch hinterfragen, während andere Fragen an Relevanz verloren haben. Dadurch konnten wir dazu beitragen, dass der Katalog weiterhin zeitgemäß und nützlich bleibt.

Welche Themen werden in der überarbeiteten Version aufgegriffen?

Die neue Ausgabe behandelt unter anderem aktuelle Debatten und Themen, die bisher in der Nord-Süd-Partnerschaftsarbeit häufig unbeachtet geblieben sind. Dazu gehören wichtige Themen wir Dekolonialisierung, machtkritische Perspektiven und globale Gerechtigkeit in Partnerschaften. Ebenso sind Fragen zur politischen Dimension, zu Menschenrechten und zur Geschlechtergerechtigkeit jetzt ein wichtiger Bestandteil des Fragenkatalogs.

Welche Vorteile bietet der Fragenkatalog für Nord-Süd-Partnerschaften?

Ich hoffe sehr, dass der Fragenkatalog viele Partnerschaftsgruppen erreicht und aktiv genutzt wird. Denn die Reflexion innerhalb von Partnerschaften kann die Kommunikation verbessern, gemeinsame Lernprozesse starten und allgemein eine bewusste Diskussion untereinander ermöglichen. Der Fragenkatalog ist flexibel einsetzbar, wird sicher nicht die letzte Version bleiben und sich weiter mit der Zeit entwickeln. Denn die Themen und Relevanz der Fragen verändern sich mit der Zeit. Deshalb möchten wir Partnerschaftsgruppen ermutigen, ihre eigenen Fragen zu stellen und gemeinsam mit ihren Partner*innen nach Lösungen zu suchen. Um die Nutzung noch breiter zu ermöglichen, planen wir die Broschüre noch in vier weitere Sprachen (Englisch, Französisch, Spanisch und Portugiesisch) zu übersetzen, damit auch Partner*innen im Globalen Süden mit dem Katalog arbeiten können.

Welche Empfehlung möchten Sie Partnerschaftsgruppen noch mit auf den Weg geben?

Meine persönliche Empfehlung für alle Engagierten in Nord-Süd-Partnerschaften ist, Partnerschaften als ein Lernfeld zu betrachten und immer offen zu sein, auch vom Globalen Süden zu lernen.

Vielen Dank für diesen Einblick.

Ihre Ansprechpartnerin

DR. KIDIST HAILU

Fachpromotorin für Internationale Partnerschaftsarbeit

Kategorien
BW-BURUNDI PARTNERSCHAFT INTERVIEW SEZ

Im Gespräch mit Ange Muyubira

Ange Myubira in drei Aspekten: Burundi-Liebhaberin, geborene Unternehmerin und weltbegeistert (© SEZ/Ange Muyubira).

Die burundische Unternehmerin Ange Muyubira gründete bereits zu Schulzeiten ihr erstes Unternehmen. Damit war ihr Unternehmergeist geweckt. Heute ist sie CEO von Kaz’O’zah in Burundi. Im Gespräch erzählt sie uns mehr zu ihrer Arbeit und ihrer Motivation.

Kannst du dich und deine Arbeit vorstellen?

Mein Name ist Ange Muyubira und ich würde sagen, dass ich eine geborene Unternehmerin bin und gerne finanziell unabhängig bin. Ich mag es, die Welt zu erkunden und meine Talente in den Dienst meiner Gemeinschaft zu stellen. Ich möchte, dass die Menschen um mich herum dasselbe tun können.

Deshalb geht es mir bei allem, was ich auf die eine oder andere Weise tue, vor allem darum, dass die Menschen ein gutes Einkommen erzielen, einen guten Lebensunterhalt haben und dass ihr Land davon profitiert. Drei Aspekte fassen mich gut zusammen: Burundi-Liebhaberin, geborener Unternehmerin, weltbegeistert.

Mein erstes Unternehmen gründete ich in der Schule. Es handelte sich dabei um einen Lieferdienst für NGOs und Unternehmen. Denn aufgrund des Krieges war es den Angestellten nicht möglich für das Mittagessen nach Hause zu fahren.

Als ich ins Vereinigte Königreich zum Studieren ging, halfen mir die Erfahrungen aus meinem ersten Unternehmen: Es war mir möglich, gleichzeitig zu studieren, zu arbeiten und das nächste kleine Unternehmen zu gründen. All diese Erfahrungen führten letztendlich dazu, dass ich jetzt ein soziales Unternehmen, eine gemeinnützige Organisation und eine Mikrofinanz-Organisation führe.

 

Was bedeutet Kaz’O‘zah?

Kaz’O’zah ist Kirundi und bedeutet „strahlende Zukunft“. Kaz’O’zah ist in drei Zweige unterteilt:

  1. Kaz’O’zah Arts für den kommerziellen Bereich
  2. Kaz’O’zah Keza ist eine Non-Profit-Organisation
  3. Kaz’O’zah Fund für Mikrofinanzierungen

Die Geschichte von Kaz’O’zah begann in der Zusammenarbeit mit Künstler*innen. Deshalb heißt der erste Zweig auch Kaz’O’zah Arts. Als Antwort auf die Bedarfe der Künstler*innen folgte die Non-Profit Organisation Kaz’O’zah Keza. Es unterstützt die Künstler*innen und Gemeinschaften dabei, ihre Business Development Fähigkeiten zu verbessern und bringt ihnen bei, wie sie ihre Einnahmen zur Verbesserung ihres Lebens nutzen können. Es geht also um Lebensunterhalt und finanzielle Eingliederung. Anschließend profitieren die Alumni von den Finanzdienstleistungen der Kaz’O’zah Fonds. All diese Zweige entstanden aus dem Bedarf des Marktes und den Bedürfnissen der Kund*innen.

 

Was war bei all diesen Erfahrungen bisher dein Highlight und was die größte Herausforderung?

Als ich aus England als Dolmetscherin zurückkam, hatte ich die Möglichkeit, einen sehr gut bezahlten Job in einer internationalen Organisation zu bekommen. Das wollte ich dann aber nicht. Ich sagte mir stattdessen, ich möchte mit den ländlichen Gemeinden zusammenarbeiten und zum Erfolg des Landes beitragen. Und ich sagte mir: Burundi hat ein Beschäftigungsproblem. Ich will nicht kommen und denjenigen die Arbeit wegnehmen, die keine haben. Sondern ich möchte Arbeitsplätze schaffen. Niemand hat daran geglaubt. Alle dachten, ich sei ein bisschen verrückt.

Und ich bin stolz darauf zu sehen, wie ich das geschafft habe. Ich habe 12 Jahre lang nicht aufgegeben, und Kaz’O’zah hat inzwischen über 20 000 Burundier*innen und über 300 Ugander*innen erreicht. Und ich bin so stolz darauf, dass sich das Einkommen der Menschen von 2 Dollar pro Tag auf 40 Dollar pro Tag erhöht hat.

Das ist es, was mich besonders stolz macht: zu sehen, dass es möglich ist. Entwicklung ist möglich. Und wenn man den Menschen etwas beibringt und ihnen eine Chance gibt, können sie sich entwickeln. Wenn ländliche Gemeinden eine Chance erhalten, können sie sich entwickeln.

Die größte Herausforderung, vor der ich bisher stand… Wenn ich ins Ausland reise, um Kooperationspartner*innen zu finden, stelle ich immer wieder fest, dass viele mit Ostafrika zusammenarbeiten, aber nicht mit Burundi. Das ist sehr schmerzhaft, weil man sich fragt: Wenn alle lieben, was du tust, war es ein Fehler im falschen Teil der Erde geboren worden zu sein? Aus diesem Grund habe ich großen Respekt vor der SEZ, die seit über 40 Jahren mit Burundi zusammenarbeitet.

 

Was motiviert dich für deine Arbeit?

Die Worte, die ich mir selbst gesagt habe: Ich möchte zur Entwicklung Burundis beitragen. Ich setze alles, was ich habe, dafür ein. Ich bin sehr leidenschaftlich und sehr engagiert, um positive Veränderungen in diesem Land herbeizuführen und der Welt die großartigen Dinge in unserem Land zu zeigen.

 

Du erwähntest den Aspekt der Zusammenarbeit und wie schwierig es manchmal ist, im Ausland Kooperationspartner*innen zu finden. Wie kann die AMAHORO! Partnerschaft eine Rolle bei deiner Arbeit in Burundi spielen?

In Kirundi gibt es ein Sprichwort „Ubwenge Burarahurwa“. Übersetzt: Weisheit muss eingekauft werden. Es bedeutet, dass die Weisheit nicht von selbst kommt. Stattdessen muss man sie woanders suchen. In Bezug auf die Zusammenarbeit bedeutet es, dass wir von den Deutschen etwas lernen wollen und wir wollen, dass die Deutschen auch etwas von uns lernen.

Es gibt auch ein anderes Sprichwort: „Iminwe iroyha inyuranye.“ Es bedeutet, dass Hände gut schmecken, wenn sie ausgetauscht werden. Also im übertragenen Sinne etwa: Ich füttere dich, du fütterst mich und dann schmeckt es gut. Wenn wir unser Wissen und das, was wir einbringen können, austauschen, wird ein gutes Ergebnis herauskommen.

Ich danke dir vielmals für dieses Interview. Tuzosubira.

Ihre Ansprechpartnerin

MUNA HASSABALLAH

Partnerschaftsarbeit der AMAHORO! Landespartnerschaft zwischen BW & Burundi

Kategorien
BW-BURUNDI PARTNERSCHAFT INTERVIEW SEZ

Im Gespräch mit Divine Umulisa

Im Gespräch mit der Journalistin und Autorin Divine Umulisa Gashugi © Divine Umulisa Gashugi

Erfahren Sie im Gespräch mit der Journalistin und Autorin, Divine Umulisa Gashugi, wie Sie Teil der AMAHORO! Landespartnerschaft geworden ist und welche Wünsche Sie als Koordinatorin insbesondere für die Schulinitiative Amahoro Burundi hat.

Was ist Ihre Tätigkeit in der AMAHORO! Landespartnerschaft?

Ich bin seit 2022 als Koordinatorin für die Schulinitiative Amahoro Burundi beim Entwicklungspädagogischen Informationszentrum Reutlingen (EPiZ) tätig. Gemeinsam mit meinen Kolleg*innen Kafalo Sékongo, Gundula Büker und Natalia Zumarán bin ich Teil des Clusters Bildung der AMAHORO! Landespartnerschaft. Wir arbeiten mit verschiedenen Akteur*innen im Bereich der Bildung zusammen, um die Partnerschaft bekannter zu machen. Unser Motto ist hierbei: voneinander lernen, anstatt übereinander lernen.

Dafür organisiere ich Veranstaltungen, bei denen die Schüler*innen aus Baden-Württemberg in einen Austausch mit Jugendlichen aus Burundi kommen. Außerdem unterstützen wir auch Schulen, die schon in der Partnerschaft aktiv sind.

Wie sind Sie Teil der Partnerschaft geworden?

In erster Linie natürlich über meinen Job als Koordinatorin der AMAHORO! Schulinitiative. Aber auch über meine persönliche Geschichte: Ich bin in Ruanda geboren und habe bereits in Burundi gelebt. Ich habe also viele Freund*innen und Bekannte in Burundi. Bereits vor meiner Rolle als Koordinator*in für Schulpartnerschaften habe ich über zehn Jahre mit Jugendlichen aus Burundi zusammen gearbeitet. Zum Beispiel in kreativen Projekten für politische Bildung sowie in den Bereichen Kunst und Kultur.

Jetzt wohne ich in Baden-Württemberg und die Partnerschaft ist für mich eine Möglichkeit, meine Zusammenarbeit mit Menschen in Burundi fortzusetzen. Mir gefällt es, dass es nun mein Job ist, beide Kulturen zusammen zu bringen. Jedes Mal, wenn ich im Kontakt mit unseren burundischen Partner*innen und Kolleg*innen bin, fühlt es sich so an, als ob wir schon immer gemeinsam arbeiten würden. Unser gemeinsames Verständnis macht unsere Zusammenarbeit besonders produktiv.

Was ist Ihr Wunsch für die Partnerschaft?

Mein Wunsch für die Partnerschaft ist natürlich , dass sie mehr Sichtbarkeit bekommt. Leider sind Schulen in Baden-Württemberg immer noch schwer  für eine Schulpartnerschaft im Allgemeinen zu gewinnen und es ist besonders schwer, wenn es um das Partnerland Burundi geht. Denn das Land ist ja nicht so bekannt und für Menschen in Deutschland eher kein touristisches Ziel. Mein Wunsch wäre, dass wir die Schulpartnerschaft mit Burundi finanziell unterstützen, damit eine Partnerschaft mit dem Partnerland von Baden-Württemberg attraktiver für die hiesigen Schulen wird.

Grundsätzlich wünsche ich der AMAHORO! Landespartnerschaft zum Jubiläum mehr Sichtbarkeit und die Verstärkung ihrer Arbeit.

Ihre Ansprechpartnerin

MUNA HASSABALLAH

Partnerschaftsarbeit der AMAHORO! Landespartnerschaft zwischen BW & Burundi

Kategorien
BW-BURUNDI PARTNERSCHAFT INTERVIEW SEZ

Im Gespräch mit Bischof Dr. Bigirimana

Bischof Dr. Éraste Bigirimana und Philipp Keil tauschten sich beim Besuch zur AMAHORO! Landespartnerschaft und Bildung aus (© SEZ).

Am 7. März 2024 besuchte der anglikanische Bischof von Bujumbura, Dr. Éraste Bigirimana, das Büro der SEZ in Stuttgart. Seine Vision: Bildung zu stärken und Lehrkräfte und Schüler*innen aus beiden Regionen miteinander zu verbinden. Die AMAHORO! Landespartnerschaft kann hierbei unterstützen.

Was sticht für Sie bei der AMAHORO! Landespartnerschaft heraus?

Ich schätze diese Partnerschaft sehr und bin dankbar, dass die Zivilgesellschaft, die Kirchen und andere Gruppen an dieser Partnerschaft beteiligt sind. Ich wünsche der Partnerschaft alles Gute zum Jubiläum und hoffe, dass sie stetig weiterwächst.

Was sind Ihre Wünsche für die Zukunft?

Wir möchten die guten Beziehungen innerhalb der AMAHORO! Partnerschaft aufrechterhalten und weiter ausbauen. Es ist wichtig, in die Jugend und die junge Generation zu investieren. Der Ausbau und die Förderung von Bildung, Berufsausbildung und berufliche Weiterbildung sind dafür essentiell. Denn das sind Investitionen in die Zukunft und deshalb müssen Projekte in diesem Bereich in Burundi unterstützt werden.

Ihre Ansprechpartnerin

MUNA HASSABALLAH

Partnerschaftsarbeit der AMAHORO! Landespartnerschaft zwischen BW & Burundi

Veranstaltungskalender

Neuigkeiten

Presse

Newsletter

Über uns

Team

Förderkreis

Geschichte

Kuratorium

Stellenangebote

Stiftungsrat

Themen

Globale Kommune

Partnerschaftszentrum

Projektförderung

Schule und Globales Lernen

Welt:Bürger gefragt!

Wirtschaft

Projekte

Afrika Forum

AMAHORO! Landespartnerschaft

bwirkt!

Fair Handeln

Fairtrade-Schools-Kampagne BW

Future Fashion

Mindchangers

Sich vernetzen

Geförderte Projekte

Vernetzungskarte

Weltladenverzeichnis

Mediathek

Spenden