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(POST)MIGRANTISCHE ORGANISATIONEN ENGAGIERTE IN BADEN-WÜRTTEMBERG INTERVIEW

Im Gespräch mit Paulino José Miguel

Paulino José Miguel beim 2. Afrika Forum Baden-Württemberg in Ludwigsburg im Herbst 2024 (©CamiloAmayaFotograf).

Seit Jahrzehnten setzt sich Paulino José Miguel für die Teilhabe von Migrant*innen in der Entwicklungspolitik ein. Lesen Sie im Interview, wie sein Engagement für Migration und Entwicklung ihn geprägt und welche Erwartungen er an die Zukunft hat.

Lieber Paulino, herzlichen Glückwunsch zum Bundesverdienstkreuz und zur Ehrung deines langjährigen Engagements. Du bist Fachpromotor für (post-)migrantische Vereine beim Forum der Kulturen Stuttgart e.V., vernetzt so die Branche und prägst mit deiner Arbeit aktiv unser interkulturelles Miteinander in Stuttgart, im Ländle und weit darüber hinaus. Du hast maßgeblich das Verständnis von Migration und Entwicklung geprägt. An was denkst du, wenn wir von „Migration & Entwicklung“ sprechen?

Wenn wir von Migration und Entwicklung sprechen, denke ich zuallererst an die Menschen. Ich denke an die Menschen, die an diesem Prozess beteiligt sind. Es sind Menschen, die nicht nur an sich selbst denken, sondern auch an die Gemeinschaften, aus denen sie ursprünglich kommen und in denen sie aktuell leben und darüber hinaus. Das sind Menschen, die die Gesellschaften zusammenhalten wollen und nicht spalten. Deshalb arbeiten Sie an der Verbesserung der Bedingungen in ihren Herkunftsländern und hier sowie weltweit.

Vielen Dank für die Einordnung. Kannst du uns einen Einblick geben, was in diesem Jahr ansteht?

In diesem Jahr haben wir einiges vor. Ein Punkt bleibt weiterhin die Bekanntmachung und der Austausch über unser Positionspapier mit Handlungsimpulsen zur besonderen Stellung des (post-)migrantischen Engagements in der entwicklungspolitischen Förderlandschaft. Das Interesse daran ist groß – wir haben zahlreiche Anfragen von unterschiedlichen Akteur*innen erhalten.

Zudem arbeiten wir an einem Expert*innenpapier, in das wir gezielt migrantische Expert*innen aus verschiedenen Einrichtungen einbinden möchten. Gerade jetzt, da Migration zunehmend zum Reizthema geworden ist – eine Entwicklung, die ich mit Sorge betrachte – braucht es eine klare, starke Position. Unser Ziel ist es, den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu fördern und unsere Demokratie zu stärken.

Welche Erwartungen hast du an Organisationen wie die SEZ aber auch die Politik, um (post-)migrantisches Engagement in der entwicklungspolitischen Arbeit voranzubringen? In welcher Rolle siehst du die SEZ?

Organisationen wie die SEZ und die Politik spielen eine entscheidende Rolle bei der Förderung des (post-)migrantischen Engagements. In den letzten Jahren wurden bereits wichtige Fortschritte erzielt, doch es bleibt noch viel zu tun.

Die SEZ hat bereits zahlreiche Projekte realisiert, die (post-)migrantische Akteur*innen stärken. Ein Beispiel ist das Afrika Forum, das von Anfang an nicht nur finanziell, sondern auch organisatorisch von der SEZ begleitet und mit koordiniert wurde. Auch das baden-württembergische Staatsministerium unterstützt unsere Arbeit – etwa durch das migrantische entwicklungspolitische Netzwerk, in dem Landesbeamte und sogar Staatssekretär Rudi Hoogvliet aktiv den Austausch mit Migrant*innen suchen.

Ich wünsche mir, dass die SEZ diesen Weg weitergeht und noch mehr Stiftungen und Organisationen davon überzeugt, das Engagement von (post-)migrantischen Initiativen gezielt zu fördern. Diese Unterstützung sollte möglichst viele erreichen, um nachhaltige Wirkung zu entfalten.

Was wünschst du dir für das nächste Jahr für deine Arbeit und dein Engagement?

Für das kommende Jahr wünsche ich mir, dass die Anerkennung meines Engagements auch auf andere Menschen mit Migrationsgeschichte ausgeweitet wird – insbesondere durch eine stärkere Unterstützung von Projekten, die von und für (post-)migrantische Gemeinschaften initiiert werden. Ein weiteres wichtiges Ziel ist es, Menschen mit Migrationsgeschichte in Schlüsselpositionen, wie Gremien und Vorständen von Dachverbänden, stärker zu verankern. Ihre Präsenz und Mitgestaltung auf diesen Ebenen sind essenziell, um ihre Perspektiven sichtbarer zu machen und strukturelle Veränderungen voranzutreiben.

Was bedeutet die offizielle Anerkennung deiner Arbeit durch das Bundesverdienstkreuz für dich?

Die offizielle Anerkennung meiner Arbeit ist für mich zugleich eine Würdigung des Engagements aller (post-)migrantischen Akteur*innen. Ich sehe mich dabei lediglich als Mittler, als eine Stimme für all jene Menschen mit Migrationsgeschichte, die sich täglich für das Gemeinwohl einsetzen.

Das Bundesverdienstkreuz habe ich stellvertretend für sie alle entgegengenommen – für diejenigen, die oft unsichtbar bleiben, aber durch ihre Arbeit unsere Gesellschaft maßgeblich mitgestalten.

Danke für deine Zeit und deinen unermüdlichen Einsatz für eine offene Gesellschaft!

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BW-BURUNDI PARTNERSCHAFT INTERVIEW

Im Gespräch mit Prof. Dr. Aloys Misago

Prof. Dr. Aloys Misago und Philipp Keil bei der BW-Burundi Konferenz 2022 in Stuttgart (© SEZ/ Amani Papy).

Unser langjähriger Partner Prof. Dr. Aloys Misago aus Burundi war im November zu Besuch in Baden-Württemberg und bei der SEZ. Im Interview lernen Sie Ihn und seine wichtige Arbeit im Deutschzentrum kennen.

Hallo Herr Prof. Dr. Misago, können Sie sich kurz vorstellen und uns über Ihre Arbeit und das Deutschzentrum in Burundi berichten?

Ich bin Vorstandsvorsitzender des Deutschzentrums in Bujumbura. Das Zentrum wurde 2022 gegründet, aber Deutschkurse gibt es bereits seit 2014.

Im Jahr 2014 kam eine Delegation aus Baden-Württemberg zu Besuch. Damals war ich Dekan des Wirtschaftswissenschaftlichen Institut. Die Delegation hat während der Reise die Umstände gesehen, unter denen wir arbeiten mussten: zu dem Zeitpunkt gab es zwei Lehrkräfte mit einem PHD, die mehr als 2.000 Studierende zu betreuen hatten. Die Delegation hat sich danach dazu entschieden, fünf Studierenden pro Jahr das Angebot zu machen, einen PHD in Deutschland abzuschließen. Das Problem: 2014 konnte ich keine fünf Leute finden, die über ausreichende Deutsch-Kenntnisse verfügten. So schickte ich nur zwei Lehrkräfte nach Deutschland. Diese zwei Lehrkräfte waren meine ersten beiden Deutsch-Studierenden

2015 folgten dann Unruhen in Burundi und die Partnerschaft ist etwas eingeschlafen. Aber 2017 wurde die Partnerschaft wiederbelebt und wir konnten mit 79 neuen Deutschlernenden beginnen. Damals ist die SEZ eingesprungen und finanzierte den ersten Deutschkurs nach 2015. Seitdem wächst die Zahl der Lernenden rasant, so dass wir heute 2540 eingeschriebene Studierende für die Deutschkurse haben. 2014 haben wir „klein“ angefangen – heute haben wir mehrere Campusse, an denen Deutsch gelehrt wird:

  • vier in Bujumbura,
  • drei in Gitega,
  • eine in Ngozi,
  • eine in Rumonge und
  • drei Stellen in Nyanza Lac.

Das Interesse an der deutschen Sprache in Burundi ist so stark gestiegen, dass wir die Teilnehmendenzahl begrenzen müssen. Denn wir haben zwei Probleme:

Das erste Problem ist die geringe Anzahl an Lehrkräften. Die ersten die Deutsch unterrichtet haben, sind diejenigen, die in Deutschland studiert haben und deshalb die Sprache gelernt haben. Als die Zahl der Interessenten stieg, mussten wir die ehemaligen Studierenden mit B1 und B2 motivieren, dass sie auch zu Deutschlehrkräften werden. Heute können wir diesen Bedarf decken.

Das zweite Problem sind die Räumlichkeiten. Von Anfang an haben wir die Räume der Universität genutzt. Auch heute nutzen wir diese Räume oder Räume an Schulen. Das geht aber nur mit Abendkursen. Für das Niveau B2 braucht man mit der Abendschule vier Jahre. Für Interessenten, die es eilig haben, ist das zu langsam. Sie haben zum Beispiel ein Stipendium oder möchten zu ihrer Familie in Deutschland. Diese Menschen können keine vier Jahre lernen. Deshalb bieten wir auch Intensivkurse an, in denen die Studierenden und Schüler*innen von 7:30 bis 12:30 Uhr lernen. Zu diesen Zeiten benötigen aber auch die Institutionen ihre Räume. Also stellt sich für uns gerade die Frage: Wie können wir neue Räume finden, damit wir mit den Intensivkursen weitermachen können?

Danke für diesen Einblick – die Entwicklung von 79 Lernenden zu über 2.500 ist sehr beeindruckend. Aber ja damit gehen natürlich auch andere Anforderungen in Bezug auf die Räumlichkeiten einher.

Es gibt das burundische Sprichwort „Inzira ntibara inkuru – Auf einer Reise begegnet man einer Vielzahl von Geschichten“. Du bist ja schon lange Jahre mit deinen Deutschkursen und auch so Teil der AMAHORO! Landespartnerschaft. Fällt dir eine Geschichte, eine Anekdote aus der Partnerschaft ein, die du erlebt hast und gerne mit uns teilen möchtest?

Das ist eine schwierige Frage, ich habe schon so viel Unterschiedliches in der Partnerschaft erlebt. Könntest du mir eine Richtung geben?

Wie wäre es mit einem Highlight? Oder einer Begegnung, wo du jemand besonderes getroffen hast?

Was mich sehr beeindruckt in der Partnerschaft ist, dass die Partnerschaft nicht nur Zahlen, nicht nur Gebäude sind, sondern eine persönliche Begegnung. Aus der Partnerschaft heraus habe ich sehr viele Freund*innen gefunden, sodass ich, wenn ich nach Deutschland reise, mich wie zuhause fühle. Und ich habe auch erlebt, dass viele Partner*innen sich so wohl miteinander fühlen, dass man sich gegenseitig nach Hause einlädt. Das begeistert mich am meisten an der Partnerschaft.

Meinst du das liegt auch an den Deutschkursen vor Ort? Dass dadurch neue Begegnungen entstehen und Menschen sich austauschen können? Dass dadurch neue Freundschaften und Familien entstehen, weil man sich unterhalten kann?

Ja natürlich. Es gibt viele Deutschlernende, die im Austausch zu Freund*innen werden. Selbst im erweiterten Netzwerk, also Menschen, die schon länger nicht mehr aktiv Deutschkurse besuchen, kommen zu Netzwerktreffen. Es gibt leider wenig Besucher*innen aus Deutschland, die nach Burundi kommen, um die Deutschlernenden kennenzulernen. Aber ich denke in der Zukunft werden auch mehr Interessierte aus Deutschland kommen und dadurch können natürlich neue Freundschaften entstehen.

Vielleicht wird es in der Zukunft dann mehr Austausch in beide Richtung geben …

Ja in Burundi lernen wir Deutsch. Ich träume davon, dass eines Tages deutsche Schüler*innen auch Kirundi lernen werden.

Ja sehr gerne, dann müssen wir hier auch ein Kirundi-Zentrum aufbauen und vielleicht haben wir dann auch eines Tages über 2000 Schüler*innen, die Kirundi lernen.

Ja es würde schon reichen, wenn Schulen oder Unis freiwillige Kirundi-Kurse anbieten würden.

Genau, dann könnte man im Austausch mit beiden Sprachen sprechen – Deutsch und Kirundi. Das ist eine schöne Idee.

Unsere letzte Frage geht in eine ähnliche Richtung, hast du einen Wunsch für die Partnerschaft?

Ja, ich wünsche mir noch mehr Hin und Her in der Partnerschaft. Oft ist es noch eine Einbahnstraße. Für die Zukunft wünsche ich mir, dass auch im Bereich Kultur oder Wirtschaft mehr hin und her passiert. Dass zum Beispiel die Partnerschaft sich für mehr Unternehmen einsetzt, die in Burundi ansässig werden.

Für mehr Austausch, mehr Hin und Her setzen wir uns gerne weiterhin ein. Danke für dein Engagement und das Interview!

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BW-BURUNDI PARTNERSCHAFT INTERVIEW

Im Gespräch mit Prof. Émile Mworoha

Prof. Dr. Émile Mworoha hatte gemeinsam mit Erich Schneider die Vision einer Partnerschaft (Screenshot: SEZ)

Erfahren Sie im Gespräch mehr zu den Anfängen der AMAHORO! Partnerschaft zwischen Baden-Württemberg und Burundi.

Prof. Émile Mworoha wurde in Kayanza geboren. Er war Lehrer und schloss an der Universität einen Master in Geschichte ab. Sein Fokus in der Doktorarbeit lag auf der Geschichte der Region der Großen Seen, die den Titel „Institutionen, Riten und staatliche Strukturen im Afrika der Großen Seen“ trug. Eine seiner bedeutenden Publikationen war „Peuples et rois de l’Afrique des lacs: Le Burundi et les royaumes voisins au XIXe siècle“. In den 1980er Jahren war Mworoha Präsident der Nationalversammlung von Burundi. In dieser Zeit reiste er nach Baden-Württemberg und initiierte gemeinsam mit Erich Schneider, Landtagspräsident a. D., die AMAHORO! Landespartnerschaft.

Prof. Mworoha, Sie sind einer der Gründerväter der Partnerschaft zwischen Baden-Württemberg und Burundi. Während Ihrer Reise nach Baden-Württemberg trafen Sie den damaligen Präsidenten des Landtages, Erich Schneider. Wie kam es zu dieser Reise und können Sie die Anfänge dieser Partnerschaft beschreiben?
Im Jahr 1984, während meines Besuchs in Baden-Württemberg, kam mir eine wunderbare Idee, die ich gemeinsam mit meinem Freund Erich Schneider entwickelte: eine Partnerschaft zwischen der Provinz Kayanza in Burundi und dem Land Baden-Württemberg ins Leben zu rufen und zu fördern. Diese Vision nahm schnell Gestalt an. Wir haben also die Partnerschaft begonnen.

Sie begann damit das Kunsthandwerk in Kayanza zu fördern, das sich durch die Unterstützung Baden-Württembergs zu einem Kunsthandwerkszentrum entwickelte. Auch im Gesundheitswesen konnten wir wichtige Fortschritte erzielen. So wurde das Krankenhaus in Kayanza mit Ausrüstung ausgestattet, was die medizinische Versorgung der Menschen verbesserte. Diese Partnerschaft ist für mich ein Beispiel dafür, wie Zusammenarbeit über Grenzen hinweg greifbare Ergebnisse erzielen kann.

Was ist Ihr Wunsch für die Zukunft der Partnerschaft?
Ich wünsche mir sehr, dass das Jubiläum ein Anlass ist, die Partnerschaft noch weiter zu vertiefen. Eine Herzensangelegenheit ist für mich die Zusammenarbeit mit Baden-Württemberg im handwerklichen Bereich in Kayanza. Ich wünsche mir, dass diese wieder aufgenommen wird.

Es ist mein Wunsch, dass auch die burundische Diaspora in Deutschland eine aktive und solidarische Rolle dabei spielt, die Partnerschaft zu intensivieren. Gemeinsam können wir sicherstellen, dass diese Verbindung nicht nur bestehen bleibt, sondern für die kommenden 40 oder 50 Jahre noch stärker wird.

Ihre Ansprechpartnerin

ANNA LEICHT

ÖA & Eventmanagement in AMAHORO! Landespartnerschaft zwischen BW & Burundi

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ENGAGIERTE IN BADEN-WÜRTTEMBERG INTERVIEW PARTNER­SCHAFTS­GRUPPEN PARTNER­SCHAFTS­ZENTRUM SEZ

Im Gespräch mit Dr. Kidist Hailu

Neu veröffentlicht: der komplett überarbeitete Fragenkatalog “Nord-Süd-Partnerschaften reflektieren”. Dr. Kidist Hailu war aktiv am Prozess beteiligt (© SEZ).

Erfahren Sie im Gespräch mit Dr. Kidist Hailu, Fachpromotorin für lokale Partnerschaftsinitiativen, mehr über den Fragenkatalog „Nord-Süd-Partnerschaften reflektieren“.

Bereits im Jahr 2020 wurde der Kriterienkatalog „Partnerschaften reflektieren“ veröffentlicht. Unter dem Motto „Wer Fragen stellt, verändert die Welt“ wurde damals die erste Ausgabe eingeleitet. Im Juni wurde nun ein zweiter Fragenkatalog von Fachpromotor*innen aus dem Bereich internationale Kooperationen und der Arbeitsgemeinschaft der Eine Welt-Landesnetzwerke in Deutschland e. V. veröffentlicht. Im Gespräch mit Dr. Kidist Hailu erhalten Sie Informationen über „Nord-Süd-Partnerschaften reflektieren – Ein Fragenkatalog“ und erfahren, welche Empfehlungen die Broschüre und die Fachpromotorin den Partnerschaftsgruppen mit auf den Weg geben.

Können Sie uns kurz beschreiben, was genau Ihre Tätigkeit ist?

Ich bin seit 2021 Teil der SEZ und koordiniere als Fachpromotorin für lokale Partnerschaftsinitiativen Workshops und Seminare zu Themen, die für Partnerschaften relevant sind, zum Beispiel zu transkultureller Kommunikation, Kinderschutz, diskriminierungssensibler Sprache sowie Dekolonisierung der Partnerschaftsarbeit. Außerdem koordiniere ich eine Plattform für Austauschmöglichkeiten zwischen Engagierten und biete Beratungen für die Partnerschaftsgruppen in Baden-Württemberg an.

Vor kurzem wurde „Nord-Süd-Partnerschaften reflektieren – ein Fragenkatalog“ überarbeitet und Sie waren aktiv an diesem Prozess beteiligt. Könnten Sie uns erklären, was genau dieser Fragenkatalog beinhaltet?

Der Fragenkatalog, sowohl die ursprüngliche als auch die aktuelle Version, richtet sich an Partnerschaftsgruppen, insbesondere an diejenigen, die sich in den Nord-Süd-Partnerschaften engagieren. Die Veröffentlichung bietet wertvolle Anregungen, um Partnerschaften auf verschiedenen Ebenen zu betrachten und kritisch zu durchdenken. Der Fragenkatalog enthält inspirierende Impulse und Handlungsanregungen, die dazu beitragen können, die eigene Arbeit sowie die Zusammenarbeit mit den Partner*innen zu reflektieren und bei Bedarf zu verändern.

Wir, die Fachpromotor*innen im Bereich internationale Kooperationen und Partnerschaften, haben bundesweit zusammengearbeitet, um Partnerschaftsgruppen bei ihrem Engagement zu unterstützen und frische Impulse für Nord-Süd-Partnerschaften zu setzen. Wir wünschen uns, dass der Fragenkatalog als nützliches Werkzeug verwendet wird, um die Zusammenarbeit nicht nur besser zu verstehen, sondern auch aktiv zu verbessern.

Weshalb wurde der erste Fragenkatalog überarbeitet?

Die Überarbeitung war notwendig, weil sich die Debatten und Perspektiven über Nord-Süd-Partnerschaften im Laufe der Zeit verändert haben. Zudem sind neue Fragen aufgetaucht, die sowohl die aktuelle Situation als auch die historische Entwicklung kritisch hinterfragen, während andere Fragen an Relevanz verloren haben. Dadurch konnten wir dazu beitragen, dass der Katalog weiterhin zeitgemäß und nützlich bleibt.

Welche Themen werden in der überarbeiteten Version aufgegriffen?

Die neue Ausgabe behandelt unter anderem aktuelle Debatten und Themen, die bisher in der Nord-Süd-Partnerschaftsarbeit häufig unbeachtet geblieben sind. Dazu gehören wichtige Themen wir Dekolonialisierung, machtkritische Perspektiven und globale Gerechtigkeit in Partnerschaften. Ebenso sind Fragen zur politischen Dimension, zu Menschenrechten und zur Geschlechtergerechtigkeit jetzt ein wichtiger Bestandteil des Fragenkatalogs.

Welche Vorteile bietet der Fragenkatalog für Nord-Süd-Partnerschaften?

Ich hoffe sehr, dass der Fragenkatalog viele Partnerschaftsgruppen erreicht und aktiv genutzt wird. Denn die Reflexion innerhalb von Partnerschaften kann die Kommunikation verbessern, gemeinsame Lernprozesse starten und allgemein eine bewusste Diskussion untereinander ermöglichen. Der Fragenkatalog ist flexibel einsetzbar, wird sicher nicht die letzte Version bleiben und sich weiter mit der Zeit entwickeln. Denn die Themen und Relevanz der Fragen verändern sich mit der Zeit. Deshalb möchten wir Partnerschaftsgruppen ermutigen, ihre eigenen Fragen zu stellen und gemeinsam mit ihren Partner*innen nach Lösungen zu suchen. Um die Nutzung noch breiter zu ermöglichen, planen wir die Broschüre noch in vier weitere Sprachen (Englisch, Französisch, Spanisch und Portugiesisch) zu übersetzen, damit auch Partner*innen im Globalen Süden mit dem Katalog arbeiten können.

Welche Empfehlung möchten Sie Partnerschaftsgruppen noch mit auf den Weg geben?

Meine persönliche Empfehlung für alle Engagierten in Nord-Süd-Partnerschaften ist, Partnerschaften als ein Lernfeld zu betrachten und immer offen zu sein, auch vom Globalen Süden zu lernen.

Vielen Dank für diesen Einblick.

Ihre Ansprechpartnerin

DR. KIDIST HAILU

Fachpromotorin für Internationale Partnerschaftsarbeit

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BW-BURUNDI PARTNERSCHAFT INTERVIEW SEZ

Im Gespräch mit Ange Muyubira

Ange Myubira in drei Aspekten: Burundi-Liebhaberin, geborene Unternehmerin und weltbegeistert (© SEZ/Ange Muyubira).

Die burundische Unternehmerin Ange Muyubira gründete bereits zu Schulzeiten ihr erstes Unternehmen. Damit war ihr Unternehmergeist geweckt. Heute ist sie CEO von Kaz’O’zah in Burundi. Im Gespräch erzählt sie uns mehr zu ihrer Arbeit und ihrer Motivation.

Kannst du dich und deine Arbeit vorstellen?

Mein Name ist Ange Muyubira und ich würde sagen, dass ich eine geborene Unternehmerin bin und gerne finanziell unabhängig bin. Ich mag es, die Welt zu erkunden und meine Talente in den Dienst meiner Gemeinschaft zu stellen. Ich möchte, dass die Menschen um mich herum dasselbe tun können.

Deshalb geht es mir bei allem, was ich auf die eine oder andere Weise tue, vor allem darum, dass die Menschen ein gutes Einkommen erzielen, einen guten Lebensunterhalt haben und dass ihr Land davon profitiert. Drei Aspekte fassen mich gut zusammen: Burundi-Liebhaberin, geborener Unternehmerin, weltbegeistert.

Mein erstes Unternehmen gründete ich in der Schule. Es handelte sich dabei um einen Lieferdienst für NGOs und Unternehmen. Denn aufgrund des Krieges war es den Angestellten nicht möglich für das Mittagessen nach Hause zu fahren.

Als ich ins Vereinigte Königreich zum Studieren ging, halfen mir die Erfahrungen aus meinem ersten Unternehmen: Es war mir möglich, gleichzeitig zu studieren, zu arbeiten und das nächste kleine Unternehmen zu gründen. All diese Erfahrungen führten letztendlich dazu, dass ich jetzt ein soziales Unternehmen, eine gemeinnützige Organisation und eine Mikrofinanz-Organisation führe.

 

Was bedeutet Kaz’O‘zah?

Kaz’O’zah ist Kirundi und bedeutet „strahlende Zukunft“. Kaz’O’zah ist in drei Zweige unterteilt:

  1. Kaz’O’zah Arts für den kommerziellen Bereich
  2. Kaz’O’zah Keza ist eine Non-Profit-Organisation
  3. Kaz’O’zah Fund für Mikrofinanzierungen

Die Geschichte von Kaz’O’zah begann in der Zusammenarbeit mit Künstler*innen. Deshalb heißt der erste Zweig auch Kaz’O’zah Arts. Als Antwort auf die Bedarfe der Künstler*innen folgte die Non-Profit Organisation Kaz’O’zah Keza. Es unterstützt die Künstler*innen und Gemeinschaften dabei, ihre Business Development Fähigkeiten zu verbessern und bringt ihnen bei, wie sie ihre Einnahmen zur Verbesserung ihres Lebens nutzen können. Es geht also um Lebensunterhalt und finanzielle Eingliederung. Anschließend profitieren die Alumni von den Finanzdienstleistungen der Kaz’O’zah Fonds. All diese Zweige entstanden aus dem Bedarf des Marktes und den Bedürfnissen der Kund*innen.

 

Was war bei all diesen Erfahrungen bisher dein Highlight und was die größte Herausforderung?

Als ich aus England als Dolmetscherin zurückkam, hatte ich die Möglichkeit, einen sehr gut bezahlten Job in einer internationalen Organisation zu bekommen. Das wollte ich dann aber nicht. Ich sagte mir stattdessen, ich möchte mit den ländlichen Gemeinden zusammenarbeiten und zum Erfolg des Landes beitragen. Und ich sagte mir: Burundi hat ein Beschäftigungsproblem. Ich will nicht kommen und denjenigen die Arbeit wegnehmen, die keine haben. Sondern ich möchte Arbeitsplätze schaffen. Niemand hat daran geglaubt. Alle dachten, ich sei ein bisschen verrückt.

Und ich bin stolz darauf zu sehen, wie ich das geschafft habe. Ich habe 12 Jahre lang nicht aufgegeben, und Kaz’O’zah hat inzwischen über 20 000 Burundier*innen und über 300 Ugander*innen erreicht. Und ich bin so stolz darauf, dass sich das Einkommen der Menschen von 2 Dollar pro Tag auf 40 Dollar pro Tag erhöht hat.

Das ist es, was mich besonders stolz macht: zu sehen, dass es möglich ist. Entwicklung ist möglich. Und wenn man den Menschen etwas beibringt und ihnen eine Chance gibt, können sie sich entwickeln. Wenn ländliche Gemeinden eine Chance erhalten, können sie sich entwickeln.

Die größte Herausforderung, vor der ich bisher stand… Wenn ich ins Ausland reise, um Kooperationspartner*innen zu finden, stelle ich immer wieder fest, dass viele mit Ostafrika zusammenarbeiten, aber nicht mit Burundi. Das ist sehr schmerzhaft, weil man sich fragt: Wenn alle lieben, was du tust, war es ein Fehler im falschen Teil der Erde geboren worden zu sein? Aus diesem Grund habe ich großen Respekt vor der SEZ, die seit über 40 Jahren mit Burundi zusammenarbeitet.

 

Was motiviert dich für deine Arbeit?

Die Worte, die ich mir selbst gesagt habe: Ich möchte zur Entwicklung Burundis beitragen. Ich setze alles, was ich habe, dafür ein. Ich bin sehr leidenschaftlich und sehr engagiert, um positive Veränderungen in diesem Land herbeizuführen und der Welt die großartigen Dinge in unserem Land zu zeigen.

 

Du erwähntest den Aspekt der Zusammenarbeit und wie schwierig es manchmal ist, im Ausland Kooperationspartner*innen zu finden. Wie kann die AMAHORO! Partnerschaft eine Rolle bei deiner Arbeit in Burundi spielen?

In Kirundi gibt es ein Sprichwort „Ubwenge Burarahurwa“. Übersetzt: Weisheit muss eingekauft werden. Es bedeutet, dass die Weisheit nicht von selbst kommt. Stattdessen muss man sie woanders suchen. In Bezug auf die Zusammenarbeit bedeutet es, dass wir von den Deutschen etwas lernen wollen und wir wollen, dass die Deutschen auch etwas von uns lernen.

Es gibt auch ein anderes Sprichwort: „Iminwe iroyha inyuranye.“ Es bedeutet, dass Hände gut schmecken, wenn sie ausgetauscht werden. Also im übertragenen Sinne etwa: Ich füttere dich, du fütterst mich und dann schmeckt es gut. Wenn wir unser Wissen und das, was wir einbringen können, austauschen, wird ein gutes Ergebnis herauskommen.

Ich danke dir vielmals für dieses Interview. Tuzosubira.

Ihre Ansprechpartnerin

MUNA HASSABALLAH

Partnerschaftsarbeit der AMAHORO! Landespartnerschaft zwischen BW & Burundi

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BW-BURUNDI PARTNERSCHAFT INTERVIEW SEZ

Im Gespräch mit Divine Umulisa

Im Gespräch mit der Journalistin und Autorin Divine Umulisa Gashugi © Divine Umulisa Gashugi

Erfahren Sie im Gespräch mit der Journalistin und Autorin, Divine Umulisa Gashugi, wie Sie Teil der AMAHORO! Landespartnerschaft geworden ist und welche Wünsche Sie als Koordinatorin insbesondere für die Schulinitiative Amahoro Burundi hat.

Was ist Ihre Tätigkeit in der AMAHORO! Landespartnerschaft?

Ich bin seit 2022 als Koordinatorin für die Schulinitiative Amahoro Burundi beim Entwicklungspädagogischen Informationszentrum Reutlingen (EPiZ) tätig. Gemeinsam mit meinen Kolleg*innen Kafalo Sékongo, Gundula Büker und Natalia Zumarán bin ich Teil des Clusters Bildung der AMAHORO! Landespartnerschaft. Wir arbeiten mit verschiedenen Akteur*innen im Bereich der Bildung zusammen, um die Partnerschaft bekannter zu machen. Unser Motto ist hierbei: voneinander lernen, anstatt übereinander lernen.

Dafür organisiere ich Veranstaltungen, bei denen die Schüler*innen aus Baden-Württemberg in einen Austausch mit Jugendlichen aus Burundi kommen. Außerdem unterstützen wir auch Schulen, die schon in der Partnerschaft aktiv sind.

Wie sind Sie Teil der Partnerschaft geworden?

In erster Linie natürlich über meinen Job als Koordinatorin der AMAHORO! Schulinitiative. Aber auch über meine persönliche Geschichte: Ich bin in Ruanda geboren und habe bereits in Burundi gelebt. Ich habe also viele Freund*innen und Bekannte in Burundi. Bereits vor meiner Rolle als Koordinator*in für Schulpartnerschaften habe ich über zehn Jahre mit Jugendlichen aus Burundi zusammen gearbeitet. Zum Beispiel in kreativen Projekten für politische Bildung sowie in den Bereichen Kunst und Kultur.

Jetzt wohne ich in Baden-Württemberg und die Partnerschaft ist für mich eine Möglichkeit, meine Zusammenarbeit mit Menschen in Burundi fortzusetzen. Mir gefällt es, dass es nun mein Job ist, beide Kulturen zusammen zu bringen. Jedes Mal, wenn ich im Kontakt mit unseren burundischen Partner*innen und Kolleg*innen bin, fühlt es sich so an, als ob wir schon immer gemeinsam arbeiten würden. Unser gemeinsames Verständnis macht unsere Zusammenarbeit besonders produktiv.

Was ist Ihr Wunsch für die Partnerschaft?

Mein Wunsch für die Partnerschaft ist natürlich , dass sie mehr Sichtbarkeit bekommt. Leider sind Schulen in Baden-Württemberg immer noch schwer  für eine Schulpartnerschaft im Allgemeinen zu gewinnen und es ist besonders schwer, wenn es um das Partnerland Burundi geht. Denn das Land ist ja nicht so bekannt und für Menschen in Deutschland eher kein touristisches Ziel. Mein Wunsch wäre, dass wir die Schulpartnerschaft mit Burundi finanziell unterstützen, damit eine Partnerschaft mit dem Partnerland von Baden-Württemberg attraktiver für die hiesigen Schulen wird.

Grundsätzlich wünsche ich der AMAHORO! Landespartnerschaft zum Jubiläum mehr Sichtbarkeit und die Verstärkung ihrer Arbeit.

Ihre Ansprechpartnerin

MUNA HASSABALLAH

Partnerschaftsarbeit der AMAHORO! Landespartnerschaft zwischen BW & Burundi

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BW-BURUNDI PARTNERSCHAFT INTERVIEW SEZ

Im Gespräch mit Bischof Dr. Bigirimana

Bischof Dr. Éraste Bigirimana und Philipp Keil tauschten sich beim Besuch zur AMAHORO! Landespartnerschaft und Bildung aus (© SEZ).

Am 7. März 2024 besuchte der anglikanische Bischof von Bujumbura, Dr. Éraste Bigirimana, das Büro der SEZ in Stuttgart. Seine Vision: Bildung zu stärken und Lehrkräfte und Schüler*innen aus beiden Regionen miteinander zu verbinden. Die AMAHORO! Landespartnerschaft kann hierbei unterstützen.

Was sticht für Sie bei der AMAHORO! Landespartnerschaft heraus?

Ich schätze diese Partnerschaft sehr und bin dankbar, dass die Zivilgesellschaft, die Kirchen und andere Gruppen an dieser Partnerschaft beteiligt sind. Ich wünsche der Partnerschaft alles Gute zum Jubiläum und hoffe, dass sie stetig weiterwächst.

Was sind Ihre Wünsche für die Zukunft?

Wir möchten die guten Beziehungen innerhalb der AMAHORO! Partnerschaft aufrechterhalten und weiter ausbauen. Es ist wichtig, in die Jugend und die junge Generation zu investieren. Der Ausbau und die Förderung von Bildung, Berufsausbildung und berufliche Weiterbildung sind dafür essentiell. Denn das sind Investitionen in die Zukunft und deshalb müssen Projekte in diesem Bereich in Burundi unterstützt werden.

Ihre Ansprechpartnerin

MUNA HASSABALLAH

Partnerschaftsarbeit der AMAHORO! Landespartnerschaft zwischen BW & Burundi

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BW-BURUNDI PARTNERSCHAFT INTERVIEW

Im Gespräch mit Shabani Ramadhani

Der burundische Festivalleiter Shabani Ramadhani war im November zu Besuch in Stuttgart.

Im Gespräch mit dem burundischen Musiker und Festivalleiter Shabani Ramadhani haben wir mehr über die Marahaba Music Expo und den Stellenwert der Kultur für Zusammenarbeit erfahren.

SEZ: AMAHORO Shabani, kannst du dich kurz vorstellen?

Shabani Rhamadani: Ich bin Shabani Ramadhani, ein leidenschaftlicher Künstler und Aktivist, der sich für Gesundheitsrechte einsetzt. Mein Ziel ist es, die Jugend nach dem Krieg zu ermutigen. Ich habe an verschiedenen musikalischen Projekten und Festivals in verschiedenen Ländern teilgenommen und bin dort aufgetreten. Aufgrund meiner musikalischen Fähigkeiten war ich auch Musiklehrer am Marahaba Art Center (MAC). Darüber hinaus bin ich Gründer der Marahaba Music Expo.

SEZ: Was ist die Marahaba Music Expo und was war deine Motivation, Marahaba zu gründen? Was bedeutet Marahaba?

Shabani Rhamadani: Marahaba ist Swahili und bedeutet „gut gemacht“ oder „Hurra“. Die Marahaba Music Expo ist eine gemeinnützige Organisation mit Sitz in Bujumbura, Burundi. Sie setzt sich dafür ein, die Öffentlichkeit aufzuklären, Innovationen auszutauschen und die Zusammenarbeit durch Musik und Kunst zu fördern. Sie wurde 2018 gegründet, um der Jugend Hoffnung zu geben. Die Vision der Organisation ist ein friedliches und lebendiges Burundi. Ihre Mission ist es, Innovation und Kreativität für ein glückliches Land zu schaffen. Unsere Organisation arbeitet in diesen Bereichen:

  • das Musikfestival: Dieses internationale Musikforum findet alle zwei Jahre statt. Es soll den Dialog zwischen Künstler*innen aus Afrika und anderen Teilen der Welt fördern. Die Expo umfasst Workshop-Programme, Diskussionen, Vorträge und Bühnenauftritte. Seit ihrer Gründung fanden fünf Festivals statt, die eine künstlerische Revolution in der Musik- und Kreativbranche in Burundi bewirkt haben. Mehr als 5000 lokale Künstler*innen haben von der Gründung dieser angesehenen Organisation profitiert.
  • Bildung: Unsere Organisation betreibt das Marahaba Arts Center, in dem junge Frauen und Männer in Bujumbura mehr über Kunst, Kreativität und Musik lernen können. Unser Ziel ist es, die Zahl der jungen Menschen auf der Straße zu reduzieren, indem wir ihnen eine gute Ausbildung und ein gutes Gespür für Unternehmertum vermitteln. Dafür werden im Marahaba-Zentrum verschiedene Programme durchgeführt, die die Fähigkeiten junger Frauen und Männer stärken und ihnen beibringen, wie sie durch Kunst und Musik zu Unternehmer*innen werden können.
  • Entrepreneurship für Künstlerinnen: Unsere Organisation hat Künstlerinnen unterstützt, indem sie die Möglichkeit erhalten haben, an künstlerischen und sozialen Aktivitäten teilzunehmen. Da sich die Künstlerinnen für die Gleichstellung der Geschlechter einsetzen, inspirieren sie andere Frauen.

SEZ: Du warst Mitte November in Deutschland: Was war der Anlass und wie war deine Erfahrung?

Shabani Rhamadani: Ich bin für die Filmpremiere des Kurz-Dokumentarfilms „Facing new realities – Wie der Klimawandel sich im Herzen Afrikas auswirkt“, die am 9. November in Stuttgart stattgefunden hat, angereist. Es war für mich eine sehr gute Erfahrung, da ich zum ersten Mal in dieser Stadt war. Bei meinem Besuch hatte ich die Gelegenheit, verschiedene Akteur*innen des kulturellen Sektors Stuttgarts zu treffen.

SEZ: Wie kann Kultur und Musik dazu beitragen, Menschen zusammenzubringen, insbesondere Menschen aus Baden-Württemberg und Burundi?

Shabani Rhamadani: Kultur und Musik sind ein guter Weg, um Menschen zusammenzubringen und die Zusammenarbeit zwischen Baden-Württemberg und Burundi zu verbessern. Denn Musik und Kultur bringen Frieden für alle. Sie können auch dabei unterstützen verschiedene Botschaften zu vermitteln, wie z.B. den Klimaschutz oder die Stärkung des Engagements von jungen Menschen.

SEZ: Wie kann man deine Arbeit verfolgen und unterstützen?

Shabani Rhamadani: Jede Person, Institution oder Organisation ist herzlich eingeladen, mit uns in Kontakt zu treten und zusammenzuarbeiten. Alle, die daran interessiert sind, unsere Arbeit zu unterstützen, können uns über folgende Kanäle erreichen: www.marahabafestival.com, info@marahabafestival.com oder über meine Telefonnummer +25768475873.

SEZ: Was sind deine Wünsche für die Zukunft?

Shabani Rhamadani: Unser Wunsch ist es, die Zusammenarbeit zwischen der Stadt Stuttgart und Burundi fortzusetzen. Durch Kultur und Musik können wir viel erreichen. Auch ist es wertvoll, wenn Erfahrungen durch Austausch und Zusammenarbeit der Künstler*innen und Festivals aus beiden Regionen geteilt werden.

MUNA HASSABALLAH

Partnerschaftsarbeit der AMAHORO! Landespartnerschaft zwischen BW & Burundi

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BW-BURUNDI PARTNERSCHAFT INTERVIEW

Im Gespräch mit Gundula Büker

Gundula Büker hat als zivilgesellschaftliche Vertretung die Delegationsreise nach Burundi begleitet./ Gundula Büker a accompagné le voyage de la délégation au Burundi en tant que représentante de la société civile. (Photo: Pascal HABONIMANA/ Fondation Stamm)

En français ci-dessous.

Im Gespräch mit Gundula Büker haben wir über die erste Delegationsreise nach Burundi seit 2014 gesprochen. Als Vertretung der Zivilgesellschaft für die Themenbereiche Bildung und Jugend begleitete sie die Delegation von Staatssekretär Rudi Hoogvliet.

SEZ: In welcher Rolle waren Sie bei der Delegationsreise nach Burundi im Juni 2023 dabei?

Gundula Büker: Ich bin Vorstandsmitglied des Dachverbands Entwicklungspolitik Baden-Württemberg (DEAB e.V.), vertrete die Mitgliedsorganisationen des DEAB im Rat für Entwicklungszusammenarbeit (REZ) und arbeite als Eine-Welt Fachpromotorin für Globales Lernen beim EPiZ Reutlingen. Ich war also bei der Delegationsreise als zivilgesellschaftliche Vertreterin für die Schwerpunkte Bildung und Jugend dabei.

SEZ: Welche Impulse nehmen Sie aus Burundi mit nach Hause?

Gundula Büker: Burundi ist ein beeindruckendes, wunderschönes Land mit ungelaublich vielen engagierten Initiativen und Menschen. Dem Land ist seine schwere Vergangenheit anzumerken, die teilweise bis heute vielfältig in das Leben der Menschen hineinwirkt. Mich hat beeindruckt, mit welcher Resilienz, Motivation und Energie die Menschen Visionen und Ideen entwickeln und daran arbeiten, dass die überwiegend jungen Burundier*innen eine gute, friedliche Zukunft haben. Dieses Engagement nehme ich als Vorbild mit nach Hause.

Ich habe aber auch wahrgenommen, dass an vielen Stellen das deutsche Bild vom Partnerland Burundi eher auf Fehlstellen und Probleme den Fokus legt und dem Bild widerspricht, wie Burundier*innen ihr Land sehen und das sie zeichnen wollen. Dass unsere Sichtweise immer noch so dominant ist, zeigt wie die Partnerschaft von kolonialen Kontinuitäten geprägt ist. Das müssen wir uns als Teilnehmende der Reise zu uns nach Baden-Württemberg mitnehmen und uns bewusst machen, damit die Partnerschaft echten Dialog und gelingende Kooperation ermöglicht.

Dass es nun auf der Delegationsreise ein Verbindungsbüro der SEZ in Bujumbura eröffnet wurde, ist eine riesen Chance gute Wege zu finden, das Engagement vor Ort solidarisch zu unterstützen und gute Beziehungen und einen partnerschaftlichen Dialog mit Akteur*innen in Burundi zu führen. Gerade in den Bereichen Bildung und Jugend denke ich, dass hier erfolgreiche Kooperationen nur gelingen können, wenn die SEZ-Kolleg*innen ihre gute Arbeit weiterverfolgen und mit dem neuen Büro auch ausweiten und stärken können. Denn Jugend und Bildung sind extrem wichtige Bereiche in denen die Partnerschaft gestaltet und entwickelt wird.

Was ich unbedingt mitnehme von der Reise ist Motivation, mich auch weiter für eine Bildungsarbeit für alle Menschen hier in Baden-Württemberg einzusetzen. Damit wir ein differenziertes Bild von unserem Partnerland zeichnen und die Herausforderungen und Möglichkeiten sehen können und die Partnerschaft zum Anlass nehmen, Unterschiede und Gemeinsamkeiten herauszufinden, uns wirklich gegenseitig kennenzulernen und zu überlegen, wie wir als Partner*innen Globale Verantwortung und unsere Rollen dabei definieren.

SEZ: Welcher Moment der Delegationsreise hat Ihnen am besten gefallen?

Gundula Büker: Ich habe so viele Erlebnisse und Impressionen auf dieser kurzen Reise gesammelt, die so beeindruckend und wertvoll waren! Besonders berührt hat mich der interkulturelle Workshop mit jungen burundischen Künstler*innen zu Beginn. Sie haben eine von ihnen erarbeitete Aufführung über Burundi mit Text, Musik und Tanz vorgetragen, die wir im Anschluss gemeinsam reflektiert haben. So entstand ein offener Austausch in dem wir vor allem über die Geschichte und Gegenwart Burundis, die Rolle Deutschlands dabei und unseren Bezug dazu gesprochen haben. Und natürlich habe ich mich sehr über Begegnungen mit burundischen Initiativen und Engagierten gefreut. Zum Beispiel beim von der SEZ organisierten Akteurstreffen in Bujumbura. Dort konnte ich mich in der Workshopphase mit potenziellen Kooperationspartner*innen austauschen, die im Bildungsbereich und in der Arbeit für und mit Jugendlichen aktiv sind. Das waren Momente, in denen ich das Erlebnis echter Begegnung hatte und einen sehr bereichernden Dialog erlebt habe, der mir das Gefühl gab, das Land und seine Menschen ein wenig besser kennenzulernen und zu verstehen, an welchen Themen wir gemeinsam weiterarbeiten könnten und sollten.

SEZ: Was wünschen Sie sich für die Partnerschaft zwischen Burundi und Baden-Württemberg?

Gundula Büker: Ich wünsche mir, dass es uns gelingt, diese Partnerschaft zu einer echten Lernpartnerschaft werden zu lassen. Das bedeutet für mich, dass wir voneinander lernen indem wir einen Dialog zwischen Baden-Württemberger*innen und Burundier*innen ermöglichen und so eine reflektierte, machtkritische und diskriminierungssensible Partnerschaft erreichen. Der Begriff der vielbeschworenen „Augenhöhe“ greift für mich nicht. Vielmehr sollte es darum gehen, einen bewussten Umgang mit den unterschiedlichen Bedingungen beider Länder zu üben und zu pflegen und gemeinsam zu schauen, welche Verantwortung das für den jeweiligen anderen Partner impliziert. Damit diese Begegnungen stattfinden können, sind auf deutscher Seite neben dem Staatsministerium vor allem die SEZ mit ihren Mitarbeitenden in Burundi und in Baden-Württemberg, der Rat für Entwicklungszusammenarbeit (REZ), der die Landesregierung zur Burundi-Partnerschaft berät und die burundische Diaspora in Baden-Württemberg von zentraler Bedeutung.

Außerdem wünsche ich mir, dass das Wissen über die Partnerschaft und gemeinsame Themen stärker in die Bildungslandschaften und die Jugendarbeit beider Regionen integriert werden. In Baden-Württemberg sollte die Partnerschaft im Bildungsplan und in Curricula aufgenommen und Schulpartnerschaften und Jugendbegegnungen sowie gemeinsamen Bildungs- und Austauschaktivitäten gefördert werden – Am besten natürlich für Zielgruppen über die Bereiche Schule und Jugend hinaus!

Ich bin voller Hoffnung, dass mit guten Ideen, sensiblem Handeln und offenen Ohren und Herzen diese Partnerschaft auch weiterhin einen guten Boden hat, auf dem viel Gutes wachsen kann!

En discussion avec Gundula Büker

Dans un entretien avec Gundula Büker, nous avons parlé du premier voyage d'une délégation au Burundi depuis 2014. En tant que représentante de la société civile pour les thèmes de l'éducation et de la jeunesse, elle a accompagné la délégation du secrétaire d'État Rudi Hoogvliet.

SEZ: Dans quel rôle étiez-vous présente lors du voyage de la délégation au Burundi en juin 2023 ?

Gundula Büker: Je suis membre du conseil d’administration de l’association Dachverband Entwicklungspolitik Baden-Württemberg, DEAB e.V., je représente les organisations membres de DEAB au sein du Conseil pour la coopération au développement (Rat für Entwicklungszusammenarbeit – REZ) et je travaille en tant que promotrice spécialisée pour l’apprentissage global à l’EPiZ de Reutlingen. Lors de ce voyage, j’ai ainsi participé en tant que représentante de la société civile au voyage de la délégation pour les domaines de l’éducation et de la jeunesse.

SEZ: Quelles sont les impulsions que vous ramenez du Burundi ?

Gundula Büker: Le Burundi est un pays impressionnant, magnifique, avec beaucoup de gens engagés. Le pays porte les traces de son lourd passé, qui se répercute de diverses manières sur la situation actuelle. J’ai été impressionnée par la résilience, la motivation et l’énergie avec lesquelles les gens développent des visions et des idées et travaillent pour que les Burundais, jeunes pour la plupart, se construisent un avenir bon et pacifique.

J’ai également constaté que les continuités coloniales sont présentes en de nombreux endroits. Il s’agit d’en prendre conscience et de les traiter, chez nous aussi, dans le Bade-Wurtemberg, afin que le partenariat permette un véritable dialogue et une coopération réussie.

Afin de trouver de bons moyens de soutenir solidairement l’engagement sur place et de renforcer les bonnes relations et le dialogue partenarial avec les acteurs au Burundi, le nouveau bureau de liaison de la SEZ à Bujumbura, ouvert pendant le voyage de la délégation, est d’une importance centrale. En ce qui concerne les domaines de l’éducation et de la jeunesse, je pense que des coopérations fructueuses ne peuvent réussir que si les collègues de la SEZ poursuivent leur bon travail et, encouragés par le nouveau bureau, peuvent l’étendre et le renforcer afin de bien organiser et accompagner le partenariat.

Ce que je retiens également de ce voyage, c’est le renforcement de mon engagement en faveur d’un travail de formation pour tous les habitants du Bade-Wurtemberg, qui permette de donner une image différenciée de notre pays partenaire et de saisir l’occasion d’explorer les défis et les possibilités, les différences et les points communs des deux pays partenaires, d’apprendre à se connaître mutuellement et de poser des questions sur la responsabilité globale et notre rôle dans ce contexte.

SEZ: Quel est le moment du voyage de la délégation que vous avez le plus apprécié ?

Gundula Büker: J’ai vécu tellement d’expériences et d’impressions lors des nombreuses activités de ce court voyage, qui étaient toutes très impressionnantes et précieuses en soi. J’ai été particulièrement touchée par un atelier interculturel avec de jeunes artistes burundais au début du voyage, au cours duquel ils ont présenté un spectacle qu’ils avaient élaboré avec du texte, de la musique et de la danse et ont ensuite réfléchi avec nous. Il en a résulté un espace ouvert, dans lequel il a surtout été question de l’histoire et du présent du Burundi, du rôle de l’Allemagne dans ce contexte et de notre rapport à celui-ci. En plus, j’ai été très heureuse de rencontrer des acteurs burundais, notamment lors de la réunion des acteurs organisée par la SEZ à Bujumbura. Lors d’une phase d’atelier, j’ai pu échanger avec des personnes qui s’engagent dans le domaine de l’éducation et dans le travail pour et avec les jeunes. Ce sont des moments où j’ai eu le sentiment d’une vraie rencontre et d’un dialogue très enrichissant, qui m’a donné le sentiment de connaître un peu mieux le pays et ses habitants et de comprendre les thèmes sur lesquels nous pourrions et devrions continuer à travailler ensemble.

SEZ : Que souhaitez-vous pour le partenariat entre le Burundi et le Bade-Wurtemberg ?

Gundula Büker: Je souhaite que nous réussissions à faire de ce partenariat un véritable partenariat d’apprentissage. Pour moi, cela signifie rendre possible un dialogue entre les acteurs qui favorise une conception réfléchie, critique du pouvoir et sensible aux discriminations du partenariat. La notion d’égalité « à la hauteur des yeux », si souvent évoquée, n’est pas pertinente à mes yeux. Il devrait plutôt s’agir de pratiquer et d’entretenir une relation consciente avec les conditions différentes des deux pays et de voir ensemble ce que cela signifie pour les responsabilités respectives des participants. Du côté allemand, outre le ministère d’État, ce sont surtout la SEZ et ses collaborateurs dans les deux régions, le Conseil pour la coopération au développementt (REZ) et la diaspora burundaise au Bade-Wurtemberg qui jouent un rôle central dans l’organisation de ces processus.

En plus, je souhaite que le partenariat et les thèmes qui y sont liés fassent davantage partie des paysages éducatifs et des activités de jeunesse des deux régions. Dans le Bade-Wurtemberg, cela peut se faire par exemple par l’ancrage dans le plan de formation et dans les programmes, la promotion des partenariats scolaires et des rencontres de jeunes ainsi que des activités communes de formation et d’échange – même pour des groupes cibles dépassant les domaines de l’école et de la jeunesse!

Je suis pleine d’espoir qu’avec de bonnes idées, une action sensible et des oreilles et des cœurs ouverts, ce partenariat continuera à trouver un bon terrain sur lequel beaucoup de bonnes choses pourront pousser!

Ihre Ansprechpartnerin

ANNA LEICHT

ÖA & Eventmanagement in AMAHORO! Landespartnerschaft zwischen BW & Burundi

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BW-BURUNDI PARTNERSCHAFT INTERVIEW

Im Gespräch mit Aline Dusabe

Die burundische Journalistin Aline Dusabe ist seit 2019 Beraterin der SEZ in Bujumbura / La journaliste burundaise Aline Dusabe est depuis 2019 conseillère de la SEZ à Bujumbura (Photo: Aline Dusabe).

En français ci-dessous.

Im Gespräch mit der burundischen Journalistin und Aktivistin Aline Dusabe haben wir über "Changing the Narrative" gesprochen und welche Räume sie sich für die Zukunft erhofft. Seit 2019 berät Aline Dusabe die SEZ und ist Anlaufstelle für die BW-Burundi Partnerschaft in Burundi.

SEZ: Wenn wir als SEZ von „Changing the Narrative“ sprechen, denken wir unter anderem an ein diverseres Bild vom afrikanischen Kontinent und der afrikanischen Bevölkerung. Wir möchten Raum schaffen für verschiedene Menschen und ihre Geschichten. Wenn wir an „Changing the Narrative“ denken, möchten wir nicht länger über Menschen berichten, sondern ihnen die Möglichkeit bieten, für sich selbst zu sprechen. Aline, was verstehst du unter „Changing the Narrative“?

Aline Dusabe: Bei der SEZ sprechen wir viel über „Changing the Narrative“. Es gibt verschiedene Erzählweisen in Europa und Afrika. Aber auch zwischen den Generationen. Wenn man über „Changing the Narrative“ spricht, ist es wichtig, zu akzeptieren, wer man ist, welche Position und welche Narrative man hat. Dass man die Narrative im eigenen Land akzeptiert und sich bewusst wird, welche Auswirkungen diese Narrative haben.

Für mich ist es einfacher mit jungen afrikanischen und europäischen Menschen über Narrative zu sprechen. In Projekten mit der neuen Generation können junge afrikanische und europäische Menschen ihre Meinung und ihre Narrative überdenken und neue Erzählweisen schaffen – mit Aspekten aus Afrika und Europa.

Solche Projekte, wie beispielsweise die SEZ Schulpartnerschaften zwischen burundischen und baden-württembergischen Schulen, ermöglichen Begegnungen und Austausch.

SEZ: Die SEZ möchte neue Orte der Begegnung und Sprechräume für die afrodiasporische Zivilgesellschaft in Baden-Württemberg sowie unseren Partner*innen in Burundi schaffen. Dazu gehört für uns auch, bestehende Räume für ein breiteres Publikum zu öffnen. Aline, welche Räume und Ressourcen werden deiner Meinung nach benötigt, um ein diverseres Bild von Burundi zu kommunizieren?

Aline Dusabe: Ich bin dankbar für die bisherigen Bemühungen der SEZ, Burundi diverser zu präsentieren. Insbesondere beim ersten Afrika-Forum Baden-Württemberg und der BW-Burundi Konferenz im letzten Jahr, als Vertreter*innen aus Burundi in Baden-Württemberg zu Gast waren. Die Zivilgesellschaft und Partner*innen in Baden-Württemberg haben ihnen zugehört und sich angehört, welche Wünsche und Bedürfnisse sie haben. Es gab einen Raum für die Diaspora und es war eine wunderbare Möglichkeit, um zu lernen. Diese Events bieten Räume für burundische Menschen und ermöglichen Partnerschaften und Beziehungen. Der Austausch und Dialog – nicht einseitige Partnerschaften – sind für mich dabei das wichtigste.

Außerdem helfen die Besuche aus Deutschland in Burundi dabei, ein diverseres Verständnis von Burundi zu etablieren. Vor ein paar Wochen war zum Beispiel Philipp [Keil, Anm. d. Red.] zu Besuch in Burundi, dabei haben wir uns traditionelle Tänze angeschaut. Solche Besuche ermöglichen das Kennenlernen der burundischen Kultur und Lebensweise. Eine gute Partnerschaft zeichnet sich nicht durch die finanziellen Mittel aus, sondern durch den kulturellen Austausch und dadurch, dass man voneinander lernt.

SEZ: Wenn wir uns bestehende Räume und Orte anschauen, wer ist deiner Meinung nach aktuell besonders unterrepräsentiert?

Aline Dusabe: Insbesondere Frauen, Frauen mit Behinderung und Angehörige der dritten ethnischen Gruppe in Burundi, der Abatwa, sind unterrepräsentiert. Am internationalen Tag der Frauen nutzen wir deshalb die Chance, um auf die Bedürfnisse von Frauen in Burundi hinzuweisen. Auch bei BW-Burundi Treffen auf der diesjährigen Messe Fair Handeln stehen Frauen und ihr Engagement im Fokus. In Burundi ist außerdem die junge Generation unterrepräsentiert. Junge Menschen haben keinen Platz in der Politik und haben keine Möglichkeit, über ihre Bedürfnisse zu sprechen. Viele junge Menschen in Burundi haben keinen Job. Es gibt eine hohe Arbeitslosigkeit und Unzufriedenheit, aber keinen Raum darüber zu berichten. Junge Menschen werden in Burundi diskriminiert, deshalb hoffe ich auf mehr Projekte mit der neuen Generation. Denn heute hat sie in Burundi nichts zu sagen.

SEZ: Eine letzte Frage für dich Aline, welche Zukunft erhoffst du dir?

Aline Dusabe: Mit Blick auf die SEZ träume ich von einer Welt mit neuen Narrativen, wo nicht nur burundische Mädchen und Jungen aus den Schulpartnerschaften Deutsch lernen, sondern deutsche Kinder Kirundi lernen. Eine Welt, in der Menschen mehr über die gemeinsame koloniale Geschichte von Deutschland und Burundi lernen. Außerdem denke ich an Freundschaften zwischen burundischen und baden-württembergischen Kommunen. Denn am Ende sind es Partner- und Freundschaften, in denen sich Narrative verändern.

En discussion avec Aline Dusabe

Dans un entretien avec la journaliste et activiste burundaise Aline Dusabe, nous avons parlé de "Changing the Narrative" et des espaces qu'elle espère voir se développer à l'avenir. Depuis 2019, Aline Dusabe conseille la SEZ et est le point de contact pour le partenariat BW-Burundi au Burundi.

SEZ: Lorsque nous comme SEZ, parlons de “Changing the Narrative”, nous pensons entre autres à une image plus diversifiée du continent africain et de la population africaine. Nous voulons créer un espace pour des personnes différentes et leurs histoires. Quand nous pensons à “Changing the Narrative”, nous ne voulons plus parler des gens, mais leur offrir la possibilité de parler pour eux-mêmes. Aline, qu’est-ce que tu entends par “Changing the Narrative”?

Aline Dusabe: A la SEZ, nous parlons beaucoup de “Changing the Narrative”. Il y a différentes manières de raconter en Europe et en Afrique. Mais aussi entre les générations. Quand on parle de “Changing the Narrative”, il est important d’accepter qui on est, quelle est notre position et quels sont nos récits. Que l’on accepte les récits dans son propre pays et que l’on prenne conscience de l’impact de ces récits.

Pour moi, il est plus facile de parler des récits avec des jeunes africains et européens. Dans le cadre de projets avec la nouvelle génération, les jeunes Africains et Européens peuvent reconsidérer leurs opinions et leurs récits et créer de nouveaux types de récits – avec des aspects d’Afrique et d’Europe.

De tels projets, comme par exemple les partenariats scolaires de la SEZ entre des écoles burundaises et des écoles du Bade-Wurtemberg, permettent des rencontres et des échanges.

SEZ: La SEZ souhaite créer de nouveaux lieux de rencontre et des espaces de parole pour la société civile afro-diasporique dans Bade-Wurtemberg ainsi que pour nos partenaires au Burundi. Pour nous, cela implique également d’ouvrir les espaces existants à un public plus large. Aline, quels espaces et quelles ressources sont nécessaires, selon toi, pour communiquer une image plus diversifiée du Burundi ?

Aline Dusabe: Je suis reconnaissante pour les efforts déployés jusqu’à présent par la SEZ pour présenter le Burundi de manière plus diversifiée. Notamment lors du premier forum africain du Bade-Wurtemberg et de la conférence BW-Burundi de l’année dernière, lorsque des représentants du Burundi ont été invités dans le Bade-Wurtemberg. La société civile et les partenaires du Bade-Wurtemberg les ont écoutés et ont entendu quels étaient leurs souhaits et leurs besoins. Il y avait un espace pour la diaspora et c’était une merveilleuse opportunité d’apprendre. Ces événements offrent des espaces pour les personnes burundaises et permettent des partenariats et des relations. L’échange et le dialogue – et non des partenariats unilatéraux – sont pour moi les plus importants à cet égard.

En outre, les visites de l’Allemagne au Burundi aident à établir une compréhension plus diversifiée du Burundi. Par exemple, il y a quelques semaines, Philipp [Keil, ndlr] était en visite au Burundi et nous avons assisté à des danses traditionnelles. De telles visites permettent de découvrir la culture et le mode de vie burundais. Un bon partenariat ne se caractérise pas par les moyens financiers, mais par l’échange culturel et par le fait que l’on apprend les uns des autres.

SEZ: Si nous regardons les espaces et les lieux existants, qui est, selon toi, particulièrement sous-représenté actuellement ?

Aline Dusabe: Les femmes, les femmes handicapées et les membres du troisième groupe ethnique du Burundi, les Abatwa, sont particulièrement sous-représentés. C’est pourquoi nous profitons de la Journée internationale de la femme pour attirer l’attention sur les besoins des femmes au Burundi. Les femmes et leur engagement sont également au centre des rencontres de BW-Burundi lors de la foire Fair Handeln de cette année. De plus, au Burundi, la jeune génération est sous-représentée. Les jeunes n’ont pas de place dans la politique et n’ont pas la possibilité de parler de leurs besoins. De nombreux jeunes Burundais n’ont pas d’emploi. Le chômage et le mécontentement sont élevés, mais il n’y a pas d’espace pour en parler. Les jeunes sont victimes de discrimination au Burundi, c’est pourquoi j’espère voir plus de projets avec la nouvelle génération. Car aujourd’hui, elle n’a rien à dire au Burundi.

SEZ: Une dernière question pour toi Aline, quel avenir espères-tu ?

Aline Dusabe: En ce qui concerne la SEZ, je rêve d’un monde avec de nouveaux récits, où non seulement les filles et les garçons burundais issus des partenariats scolaires apprennent l’allemand, mais où les enfants allemands apprennent le kirundi. Un monde où les gens apprennent davantage sur l’histoire coloniale commune de l’Allemagne et du Burundi. En outre, je pense aux amitiés entre les communes burundaises et celles du Bade-Wurtemberg. Car au final, ce sont les partenariats et les amitiés qui font évoluer les récits.

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