„Voraussetzungen für Frieden: Vergangenheitsbewältigung und Blick in die Zukunft!“ war das Thema des 35. Burundi-Treffens des Kompetenzzentrums Burundi der Stiftung Entwicklungs-Zusammenarbeit Baden-Württemberg (SEZ).
Eröffnet wurde das Treffen von Staatssekretärin Dr. Gisela Splett, Finanzministerium, beendet wurde es von der burundischen Botschafterin Else Nizigama Ntamagiro. Sie signalisierte, dass die Worte der Referierenden auf ein offenes Ohr stoßen, begrüßte die Bemühungen innerhalb der Partnerschaft und bedankte sich bei den Engagierten.
Zu Gast bei diesem zweiten Burundi-Treffen des Jahres 2019 waren Menschen, die sich mit Friedensarbeit beschäftigen, die sie auf verschiedene Art leben und verstehen. Pater Dr. Deogratias Maruhukiro, seit langem engagiert in der Partnerschaft, stellte Teile seiner Doktorarbeit vor, die sich wissenschaftlich mit dem Thema Friedensbildung und den Möglichkeiten der Kirche, zu Frieden beizutragen, befasst. Außerdem stellte er die Friedensarbeit für Burundi vor, die in Baden-Württemberg und auch im Rahmen der Partnerschaft stattfindet. Als theoretische Grundlagen für die Friedensarbeit präsentierte Dr. Maruhukiro folgende Thesen:
- Ohne gute Regierungsführung beziehungsweise Demokratisierung, ohne die Armutsbekämpfung und ohne Einsatz für Gerechtigkeit durch ein gut funktionierendes Rechtssystem sind alle Bemühungen um Frieden und Versöhnung zum Scheitern verurteilt.
- Aufgrund der verschiedenen Verletzungen und begangenen Verbrechen in der Vergangenheit benötigt die Förderung des Friedens und der Versöhnung eine Therapie der Gesellschaft.
- Durch Erziehung beziehungsweise Bildung kann ein Kulturwandel geschaffen und nachhaltig eine Kultur des Friedens und der Versöhnung gefördert werden.
Die Organisation RAPRED Girubuntu setzt nicht nur Projekte im Bereich Frieden um, sondern bemüht sich auch, diese wissenschaftlich zu begleiten und auszuwerten.
Beim 35. Burundi-Treffen konnten wir auch Aline Ndenzako begrüßen, die im Oppositionsbündnis die Menschenrechtsbeauftrage ist und sich mit ihrer Organisation „memoires communes, avenir commun“ für die Friedens- und Versöhnungsarbeit einsetzt. Aline Ndenzako ist die Enkelin des letzten burundischen Königs Mwambutsa – Burundi war etwa 500 Jahre lang eine Monarchie – und die Nichte des Unabhängigkeitshelden Prinz Louis Rwagasor. Sie glaubt fest daran, dass eine friedliche Zukunft erst möglich ist, wenn mit der Vergangenheit Frieden geschlossen werden kann. Die Erinnerungen und Wahrnehmungen der verschiedenen Gemeinschaften und Gruppen zuzulassen spielt dabei eine zentrale Rolle. Auf dem Podium diskutierten Dr. Déogratias Maruhukiro und Aline Ndenzako mit Prof. Rainer Bendel von der Universität Tübingen, der sich mit Forschung zu Vertriebenen in der Nachkriegszeit beschäftigt. Die Frage, was für eine Rückkehr oder auch Wiederbegegnung nötig ist, stand bei der Diskussion im Fokus. Es wurde betont, dass ‚vergeben’ nicht ‚vergessen’ bedeutet, sondern vielmehr ‚erinnern’. Außerdem könne jede einzelne Person schon präventiv zum Frieden beitragen, indem sie keine Ungerechtigkeit toleriert, auch oder vor allem, wenn sie selbst nicht betroffen ist.